Artikel zum Thema Landwirtschaft

10 Jahre „Coffee to Go“

Am 19. August erinnerten wir gemeinsam mit der FIAN-Gruppe Köln vor der ugandischen Botschaft in Berlin an die Vertreibung von mehr als 2000 Menschen in Mubende/Uganda, die exkat 10 Jahre zuvor,  am 19. August 2001, gewaltsam durch das ugandische Militär von ihrem Land vertrieben worden waren. Das Land wurde in eine der größten Kaffeplantagen Ugandas verwandelt, die von der Kaweri Kaffee Plantation Ltd verwaltet wird, einem Tochterunternehmen der in Hamburg ansässigen Neumann Kaffee Gruppe.

Seit 2002 wird der Gerichtsprozess, den die Vertriebenen gegen die ugandische Regierung und das deutsche Unternehmen führen, immer wieder verschleppt. Eine angemessene Entschädigung der Betroffenen, die nach dem Verlust ihrer Lebensgrundlage unter äußerst schwierigen Bedingungen am Rande der Plantage leben, ist auch nach 10 Jahren nicht in Sicht.

Aus diesem Anlass protestierten FIAN-AktivistInnen mit symbolischen Aktionen vor mehreren ugandischen Botschaften in Europa. FIAN fordert, dass sowohl die ugandische Regierung wie auch die Neumann Kaffee Gruppe endlich für die Verletzung des Rechts auf Nahrung Verantwortung übernehmen müssen. Die Straflosigkeit muss ein Ende nehmen!

Weitere Informationen zum Fall Mubende finden sich unter www.fian-koeln.de.

17. April 2011 | Aktion zum Tag der Landlosen

Zum Tag der Landlosen, des weltweiten Aktionstages des Kleinbauernnetzwerks La Via Campesina., machte die FIAN Gruppe Berlin in einer gemeinsamen Aktion mit INKOTA und dem FDCL durch Straßentheater und einen Infostand auf die verheerenden Auswirkungen der neuen großflächigen Landnahmen aufmerksam:

Landgrabbing

Ackerland ist weltweit ins Visier von Spekulanten geraten. Allein im Jahr 2009 fanden Verhandlungen und Vereinbarungen mit privaten Investoren über 45 Millionen Hektar Land statt, über 70 Prozent davon in Afrika.
Auf dem Land wollen die Investoren aus Industrie- und Schwellenländern Nahrungs- und Energiepflanzen für den Export anbauen. Leittragende dieses Land Grabbings sind die Menschen, die zuvor auf oder von diesem Land gelebt haben.

Oliver de Schutter, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, warnt, dass die großflächigen Landnahmen immer mehr Menschen in den Hunger treiben: Weltweit hungern etwa 500 Millionen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, weil ihnen ihr Land und damit ihre Ernährungsgrundlage genommen wurde. Um den Investoren das gefragte Land bereit zu stellen, werden die Menschen, die auf und von diesem Land leben, vertrieben – notfalls mit Gewalt.

Zeit zu handeln!

Beteiligt euch an der Online-Petition zur Dakar-Erklärung gegen Landgrabbing, die vom Weltsozialforum in Dakar im Januar 2011 verabschiedet wurde!

Subventionierte Landwirtschaft ruiniert Bauern in Afrika

Ein interessanter Artikel von Jost Maurin in der taz vom Samstag, den 16. April:

http://www.taz.de/1/zukunft/wirtschaft/artikel/1/eu-fleisch-macht-afrikas-bauern-hungrig/

Brasilien: Agrartreibstoffe vertreiben die Guarani-Kaiowá von ihrem Land

Von der aktuellen Situation in Mato Grosso do Sul, nahe der Grenze zu Paraguay, berichteten am 6. Dezember 2010 Anastácio Peralta von den Guarani-Kaiowá, Egon Heck (Indianermissionsrat CIMI), Jônia Rodrigues (FIAN Brasilien) und Verena Glass (Repórter Brasil). Sie hatten zuvor schon bei Markus Löning, dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, und bei der brasilianischen Botschaft ihren Forderungen nach einer Verbesserung der Situation der Guarani-Kaiowá Gehör verschafft.

Die indigene Gruppe der Guarani-Kaiowá wurde in der Vergangenheit von ihrem Stammesland im Westen Brasiliens vertrieben, um Platz zu machen für Zuckerrohrplantagen und Viehzucht. Die Guarani-Kaiowá werden von den Landbesitzern mit Gewalt bedroht und müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Plantagen arbeiten.

Besuch Anastacio Guarani 2010

In der brasilianischen Botschaft
Copyright: Egon Heck, Archiv CIMI

Die brasilianische Regierung stützt die Zuckerindustrie, weil für die Zukunft verstärkte Exporte von Agrartreibstoffen geplant sind, gerade auch in die EU. Deswegen bemüht sich die brasilianische Botschaft, die Menschenrechtsverletzungen als Einzelfälle kleinzureden. Angesichts der geplanten Ausweitung des Zuckerrohranbaus in Mato Grosso do Sul und des starken Einflusses, den die Zuckerindustrie auf die lokale Politik hat, ist aber vielmehr zu befürchten, dass der jahrzehntelange Kampf der Guarani um ihr Land so schnell noch kein Ende finden wird. Zudem steigen verstärkt internationale Konzerne in die brasilianische Zuckerindustrie ein – auch hier sehen wir also ein Beispiel von Landgrabbing.

Copyright: Egon Heck, Archiv CIMI

Mehr zu den Forderungen der Guarani;. weitere Hintergrundinfos gibt es auch in der mittlerweile abgelaufenen Eilaktion. Wer Portugiesisch lesen kann, findet hier und hier zwei Berichte von Egon Heck über die Rundreise durch Norwegen, Belgien, Deutschland und die Schweiz. Ebenfalls auf Portugiesisch ist dieser Link zur Solidaritätskampagne mit den Guarani.

Zur Mythologie der Guarani gehört die Suche nach der Terra sem males, dem Land ohne Übel, dem Paradies. Die brasilianischen Gäste waren sich einig, dass dies angesichts der winterlichen Temperaturen nicht Europa sein könne … dennoch hatten wir gemeinsam viel Spaß beim Bau eines indianischen Schneemanns!

Besuch Anastacio Guarani 2010Besuch Anastacio Guarani 2010

Landgrabbing in Ghana – Wie Bauern mit falschen Versprechungen gelockt werden

Die Neokolonialisierung Afrikas durch ausländische Agrarkonzerne schreitet stetig voran. Mit von der Partie sind nicht nur Länder wie China oder die Golfstaaten, die sich Flächen zur Nahrungsmittelproduktion sichern, sondern auch europäische und deutsche Unternehmen – zur Produktion von Agrartreibstoffen. Das neue Energiekonzept der Bundesregierung lässt in dieser Hinsicht nichts Gutes erwarten – laut einem Artikel der Frankfurter Rundschau sollen bis zum Jahr 2050 85% des in Deutschland erzeugten Treibstoffs aus Biomasse stammen. Dies würde den Bedarf an importierten Agrartreibstoffen erheblich steigern. Was dieser Energiehunger für Bauern im Norden Ghanas bedeuten kann, hat der ghanaische Agrarökonom Bakari Nyari am Beispiel der Gemeinde Kusawgu beschrieben. Bakari Nyaris einfühlsamer Bericht über die Vorgänge im Norden Ghanas findet sich hier, ein Interview mit ihm bei biofuelwatch.

Die norwegische Firma BioFuel AS wollte dort die "größte Jatropha-Plantage der Welt" anlegen und hat den Bauern, die unter schwierigen Bedingungen vorwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, Arbeitsplätze und eine bessere Zukunft versprochen. Stattdessen wurde der Wald abgeholzt, den die Menschen vor Ort als Nahrungs- und Einnahmequelle nutzten. Die Abholzung bedroht gleichzeitig das Mikroklima. In Kusawgu ist es gelungen, das ursprünglich mit dem traditionellen Häuptling geschlossene Abkommen über die Überlassung von 38.000 ha Land nach längeren juristischen Auseinandersetzungen rückgängig zu machen. Der weltweite Trend hin zu immer mehr großflächigen Landnahmen ist damit aber noch längst nicht gestoppt.

Bakari Nyari wollte ursprünglich im Dezember in Berlin über seine Erfahrungen berichten, leider musste er die Reise aber wegen Krankheit absagen. Stattdessen findet nun am 17.12. eine Veranstaltung mit Edwyn Odeny aus Kenia statt.

Für gentechnikfreie Landwirtschaft in Indien … Berlin/Brandenburg/ … Deutschland und Europa

Der Aufenthalt des indischen Öko-Aktivisten Jayakumar Chelaton in Deutschland war Anlass zu einer Veranstaltung des Gen-ethischen Netzwerks zusammen mit der BUKO, der Bundestagsfraktion Die Linke, dem Hof Apfeltraum und FIAN Berlin in den Räumen des GeN am 20. Mai 2010. Jayakumar berichtete über den langjährigen Kampf seiner Organisation Thanal gegen Gentechnik und Pestizide, wobei als Hauptgegner immer wieder Monsanto zu nennen war. Nebenbei er­fuh­ren die ca. 20 Zuhörer einiges über die Verhältnisse in sei­nem südindischen Bundesstaat Kerala, der sich als erster indischer Bundesstaat zur gentechnikfreien Zone erklärt hat. Leider ist dies die Ausnahme: 70–80% der in Indien angebauten Baumwolle ist heute gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle. Der Bt-Samen kostet 22€ statt 10€ für herkömmlichen Baumwollsamen – ein gutes Geschäft für die Samenhändler, aber zusätzliche Abhängigkeit für die Bauern. Dazu kommt der erhöhte  Pestizidbedarf für gentechnisch veränderte Pflanzen – der daraus entstehende Teufelskreis an Verschuldung treibt indische Bauern in den Selbstmord.

Da Gentechnik sich ja gerne als „wissenschaftlicher Fortschritt“ verkauft, arbeitet Thanal auch durch das Sammeln wissenschaftlicher Ergebnisse zu den Folgen des Gentechnikeinsatzes – unabhängige Forschung ist hier jedoch rar, nicht zuletzt, weil die von Monsanto vorgegebenen Lizenzbedingungen bei der Nutzung von Saatgut dies untersagen.

Beeindruckend war seine Schilderung der Artenvielfalt bei Nutzpflanzen: Es gibt 400 Mango-Sorten, 3000 Reissorten, 1600 Auberginensorten in Indien. In einem Tempel in Orissa wird den Göttern an jedem Tag des Jahres eine andere Reissorte geopfert. Diese Zahlen machen deutlich, welcher Reichtum der Natur durch eine uniforme industrialisierte Landwirtschaft zerstört wird. Dem gegenüber steht die auch in Indien verbreitete Auffassung von natürlichen Ressourcen als Gemeingut, „commons“, Allmende, was allen zur Verfügung steht, wo aber auch traditionelle Nutzungsregeln respektiert werden, die den langfristigen Erhalt der Ressourcen garantieren. Probleme können sich allerdings dadurch ergeben, dass die „commons“ dem Staat gehören und dieser sie dann etwa für agroindustrielle Nutzung umdefinieren kann.

Landraub – Macht – Hunger. Straßenaktion zum Tag der Landlosen am 17.04.2010

Anlässlich des Tages der Landlosen (Via Campesina Aktionstag) am 17.04.2010 veranstaltete FIAN gemeinsam mit dem Inkota-Netzwerk eine Protestaktion auf dem Potsdamer Platz.

Ziel der friedlichen Aktion war die Aufklärung der Öffentlichkeit über moderne Landnahmen und ihre Folgen in Afrika und Asien. Hierfür wurden in einer politischen Aktionstheater-Performance Landnahme und die Vertreibung von Bauern und Bäuerinnen durch internationale Konzerne dargestellt. Für Informationen zu einem aktuellen Fall von Landnahme in Kambodscha hier klicken.

Eine neue Welle von Landkonflikten hat eingesetzt. Ursache dafür sind neue Formen der Landnahme, bei denen Staaten und private Investoren für eigene Zwecke riesige Landflächen in afrikanischen und asiatischen Staaten kaufen. Übergangen werden dabei die Menschen, deren einzige Existenzgrundlage das Land ist, von dem sie nun vertrieben werden. Diese neokoloniale Form der Landnahme ist mit Menschenrechten, insbesondere dem Recht auf Nahrung, unvereinbar und muss daher gestoppt werden. Die deutsche Politik muss diesem Ausverkauf aktiv und konsequent entgegentreten.

Am Vorabend der Aktion hatte eine vom Inkota-Netzwerk und FIAN organisierte Diskussionsrunde zum Thema: „Land im Ausverkauf: Ernährungssicherheit oder Agrarkolonialismus?“ stattgefunden.

Beide Veranstaltungen waren Teil der Veranstaltungsreihe „Frisch serviert vom Krisenherd“, die von Mitgliedern folgender Gruppen organisiert wurde: Aktionsnetzwerk Globale Landwirtschaft, Barnimer Aktionskreis, Gendreck-weg! – Freiwillige Feldbefreiung, Bioladenkollektiv Kraut und Rüben, Kinderbauernhof am Mauerplatz, Attac-Agrarnetz sowie INKOTA und FIAN-Berlin.

Fotoausstellung „Europa überrollt Afrikas Kleinbauern“

Vom 14.03. bis 20.04.2010 präsentierte FIAN-Berlin im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frisch serviert vom Krisenherd“ die Ausstellung „Europa überrollt Afrikas Kleinbauern“ in den Räumen des Regenbogencafés in der Lausitzer Straße 22.

Die Wanderausstellung, die über FIAN-Deutschland bestellt werden kann, thematisiert die Auswirkung europäischer Handelspolitik, insbesondere die der geplanten Freihandelsabkommen (EPA`s) zwischen der EU und u.a. den Staaten Afrikas, auf Kleinbauernfamilien. Der Fotograf Ulrich Döring porträtiert zwei Bauerngemeinschaften in Ghana und Sambia, deren Recht auf Nahrung durch europäische Importe von Tomaten und Milch verletzt oder bedroht wird.

Zum Ausstellungskatalog.

Kein Brot für Öl – Der Agrartreibstoffboom und das Menschenrecht auf Nahrung

Anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte am 10.12. veranstaltete FIAN-Berlin gemeinsam mit Rettet den Regenwald, INKOTA, der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg, dem FDCL und dem Indienkreis der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef – Weißensee am 09.12.2009 ab 19 Uhr in der Paul-Gerhardt-Kirche einen Filmabend zu menschenrechtlichen Aspekten des Agrartreibstoffbooms. Das im Anschluss an den Film "Kein Brot für Öl – Biospritboom in Kolumbien" geplante Fachgespräch musste leider ohne die Regisseurin des Films, Renate Werner, stattfinden, da diese zeitgleich den Medienpreis Entwicklungspolitik entgegennahm.

Gemeinsam mit den über 50 Gästen diskutierten jedoch Vertreterinnen von FIAN-Berlin und Rettet den Regenwald über Menschenrechtsverletzungen durch großflächige Palmölplantagen (unter anderem) in Kolumbien und das bestehende Agrarhandelssystem.

Der Flyer mit Details zum Film befindet sich hier.

Am Donnerstag, den 25. März 2010 fand im Regenbogen-Kino eine zweite Veranstaltung in ähnliche Konstellation statt, an der diesmal auch die Regisseurin Renate Werner teilnahm. Das Podium war weiter besetzt mit Referentinnen von FIAN, INKOTA und Rettet den Regenwald. Das Regenbogenkino war ausgebucht an diesem Abend und über 60 BesucherInnen diskutierten weiter nach dem Film über die Problematik der Palmölplantagen, der Agrarspritquote in Europa und des globalisierten Argrarhandels im Allgemeinen.

Frisch serviert vom Krisenherd – Veranstaltungsreihe zur Globalen Agrarpolitik

Vom 18. Februar bis 19. April 2010 fand in Berlin eine Veranstaltungsreihe zur Globalen Agrarpolitik statt. Im Rahmen dieser Reihe wurden Diskussionen, Filme, Ausstellungen und Aktionen rund um das Thema Globale Landwirtschaft angeboten.

Schwerpunkte der Themenreihe waren Hungerbekämpfung, Landkonflikte und gelebte Alternativen zur industriellen Landwirtschaft:  Laut FAO gibt es heute über eine Milliarde Hungernde. Im Namen von Wachstum und Fortschritt werden immer mehr Menschen von ihrem Land vertrieben und ihre Lebensgrundlagen zerstört. Ernährung, Landwirtschaft und Agrarpolitik stehen im Zentrum unzähliger globaler Krisenherde. Betroffen ist vor allem der globale Süden, aber auch im globalen Norden mehren sich die Konflikte. An vielen Orten formiert sich zunehmend Widerstand, werden Alternativen entwickelt und praktiziert.

Die Veranstaltungsreihe wurde organisiert von einem Zusammenschluss aus Mitgliedern folgender Gruppen: Aktionsnetzwerk Globale Landwirtschaft, Barnimer Aktionskreis, Gendreck-weg! – Freiwillige Feldbefreiung, Bioladenkollektiv Kraut und Rüben, Kinderbauernhof am Mauerplatz, Attac-Agrarnetz sowie INKOTA und FIAN-Berlin.

Der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe war für die FIAN-Gruppe die Kundgebung gegen Landraub am Tag der Landlosen (17. April) auf dem Potsdamer Platz (siehe Artikel „Landraub – Macht – Hunger“)