Artikel zum Thema Asien

8. März 2015 | Preview am Weltfrauentag: FLOWERS OF FREEDOM mit Filmgespräch

Am 8. März 2015 um 19 Uhr präsentiert BraveHearts International anlässlich des Weltfrauentags einen Preview des Films „Flowers of Freedom“. Zum Filmgespräch wird die Regisseurin Mirjam Leuze anwesend sein.

Ort: Kino Krokodil, Greifenhagener Str. 32, 10437 Berlin.

Moderation: Shirin Madanova & Mahabat Sadyrbekova (Deutsch-Kirgisischer Kulturverein)
Rahmenprogramm: Rosenaktion 2015 (Fairtrade Deutschland), #HeForShe (UN Women Nationales Komitee Deutschland

Trailer ansehen

Informationen zum Film und zur Kampagne „Wenn wir nichts tun, WER DANN?“ von BraveHearts International

Flowers of Freedom
Deutschland 2014, 96 min, FSK: o.A.

Wenn sie sich zum Tee treffen, geht es um die nächste Ernte und vergiftetes Wasser, um Schafe und Sitzblockaden. Nach einem Giftunfall kämpfen Erkin­gül und ihre Mitstreiterinnen gegen die Betreiber der größten Goldmine Kir­gistans und treten gegen korrupte Be­hörden und ein autoritäres Regime an.
Was die Aktivistinnen in einem Dorf in den Weiten Kirgistans auf die Beine stellen, ist nicht nur eine Lehrstunde in Zivilcourage, sondern zeigt das globa­le Thema „Kampf um Rohstoffe“ aus der intimen Perspektive mutiger Frau­en in Zentralasien.

„Ein emphatisches Porträt einer Gemeinschaft im Kampf David gegen Goliath.“
– DOK.fest München

Ein warmherziger, humorvoller Film über Frauen im Widerstand, der ganz nebenbei Hoffnung auf einen besseren Umgang mit unseren Rohstoffen macht.“
– kino.de

24. September 2012 | Landraub in Kambodscha: Blutiger Zucker und Europas Verantwortung

Kurzfilm und Diskussion mit Aktivisten aus Kambodscha

Seit 2009 erlaubt die EU armen Ländern wie kambodscha eine zoll- und quotenfreie Einfuhr von Zucker. Die so genannte Entwicklungsinitiative “Everything but Arms” (Alles außer Waffen) macht’s möglich. Das soll die dortige Entwicklung ankurbeln, führt aber nachweislich zu Landraub und brutalen Vertreibungen. Diese Handelsanreize fördern eine agroindustrielle Exportlandwirtschaft, die die dortige Ernährungssouveränität untergräbt und zur Verletzung des Rechts auf Nahrung beiträgt.

Veranstaltungs-Details Kambodscha 2012Kambodschanische Organisationen und betroffene Gemeinden haben nun zu einem Boykott der Süßwaren von Tate & Lyle aufgerufen, um neben rechtlichen Schritten auch öffentlichen Druck auf die Konzerne in Europa zu machen, die von diesen Menschenrechtsverletzungen profitieren. Die Organisation „Equitable Cambodia“ kämpft seit vielen Jahren für die Rechte der Betroffenen. David Pred und Eang Vuthy berichten über Zusammenhänge, Hintergründe und Reaktionen der Verantwortlichen in Europa.

Download Veranstaltungsflyer

Die Veranstaltung wir organisiert von der Menschenrechtsorganisation FIAN und dem FDCL, ist Teil des EU-weiten Projektes gegen Land Grabbing “Hands off the Land” und gefördert durch die Europäische Union

Der hohe Preis des Palmöls – Menschenrechtsverletzungen und Landkonflikte in Indonesien

Es taucht als „pflanzliches Öl“ in vielen Lebensmitteln auf, ebenso in Seifen, Kosmetika und Waschmitteln, und es wird zur Beimischung in Agrartreibstoffe verwendet – Palmöl ist ein wertvoller Rohstoff. Eine stetige Nachfrage auf dem Weltmarkt macht den Palmölanbau zu einem lukrativen Geschäft. Indonesien ist in den letzten Jahren zum weltweit größten Hersteller von Palmöl geworden und beliefert gemeinsam mit Malaysia knapp 90 % des Weltmarkts.

Der Palmölanbau geht zu Lasten der Regenwälder und provoziert Landkonflikte. Politiker und Polizei agieren dabei meistens auf der Seite der Plantagenbetreiber. Viele Landkonflikte in Indonesien entstehen dadurch, dass Landtitel doppelt vergeben werden und die Zuständigkeiten nicht klar geregelt sind. Während die lokale Bevölkerung ihre Landtitel auf Dorf- und Unterdistriktsebene erhält, stellen Firmen und Plantagenbesitzer ihre Anträge auf Provinz- oder Distriktebene.

Einige Firmen der indonesischen Palmölindustrie sind Mitglieder des Runden Tisches für Nachhaltiges Palmöl (Roundtable on Sustainable Palm Oil – RSPO), einem Zusammenschluss von Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen, der sich bemüht, „nachhaltige“ Anbaumethoden zu fördern und Arbeiterrechte zu achten. Leider zeigen konkrete Fallbeispiele, dass die Firmen massiv gegen die Prinzipien des RSPO verstoßen, ohne dass sie mit Sanktionen belegt wurden.

Diese Zusammenhänge stellte der Forscher und Aktivist Saurlin Siagian von der indonesischen NGO Lentera Rakyat bei einer Veranstaltung von Watch Indonesia am 20. März in Berlin dar. Seine englischsprachige Studie sowie eine Zusammenfassung auf Deutsch finden sich unter

Studie „THE LOSS OF REASON – Human Rights Violations in the Oil-Palm Plantations in Indonesia“

Brot für die Welt Fachinformationen 22 (dt. Zusammenfassung der Studie)

Kambodscha im Ausverkauf | Notizen zu einer Veranstaltung in der Heinrich-Böll-Stiftung

Erschütternde Tatsachen kamen bei der Informationsveranstaltung über Landgrabbing in Kambodscha zu Tage. Fast 2 Mio. Hektar und damit über 50% der landwirtschaftlichen Nutzfläche Kambodschas gehören inzwischen in- und ausländischen Agrarkonzernen. Vertreibung in Kambodscha 2011Die Vergabe der Konzessionen geht einher mit massiver gewaltsamer Vertreibung – seit 2003 waren über 400 000 Menschen davon betroffen. Unter Missachtung nationalen und internationalen Rechts veräußert eine autokratische Regierungspartei die Ressourcen des Landes, um sich selbst zu bereichern. Die Justiz ist korrupt und regierungshörig – ideale Voraussetzungen für ausländische Investoren.

Die Expansion der Zuckerindustrie erweist sich derzeit als eine der wichtigsten Ursachen für die Landvertreibungen. Möglich wurde dieser Boom durch die EBA (Everything-but-arms)-Initiative der EU: Die am wenigsten entwickelten Länder dürfen ohne Zölle und Mengenbeschränkungen alle Produkte außer Waffen in die EU exportieren. Von diesem Angebot profitieren nun in Kambodscha operierende thailändische Zuckerkonzerne und ein mächtiger Senator der Regierungspartei.

Diese Zusammenhänge wurden engagiert vorgetragen von Menschen, die es wissen müssen: Von Frau Dr. Kek Pung von der kambodschanischen Menschenrechtsorganisation LICADHO, von Manfred Hornung, dem Büroleiter der Böllstiftung in Kambodscha, und Roman Herre von FIAN Deutschland, der vor Ort selbst recherchierte.

Mehr unter:  Zucker für den EU-Markt – Landraub in Kambodscha

Veranstaltung zu Landgrabbing in Kambodscha

Die Heinrich-Böll-Stiftung, die Welthungerhilfe und FIAN, vertreten durch den Agrarreferenten Roman Herre, laden am Sonntag, 20.11.11, um 18 Uhr ein zu einer Informationsveranstaltung zur Ernährungssituation und zum Problem des Landgrabbing in Kambodscha. Die Präsidentin der kambodschanischen Menschenrechtsorganisation LICADHO, Dr. Kek Pung, wird Informationen aus erster Hand beitragen.
Außerdem wird der Frage nachgegangen, welche Zusammenhänge zwischen dem Landraub in dem fernen Land und unserem Bankkonto möglicherweise bestehen:

Die Veranstaltung findet in der Heinrich Böll Stiftung statt (Schumannstr. 8, Berlin-Mitte).

Mehr zur Beteiligung der Deutschen Bank an Landinvestitionen

Eilaktion: Tagebau bedroht Indigene in Indien

Die Expansionen der Bergbaugesellschaft Central Coalfields Limited (CCL) gefährden das Überleben von 1000 Indigenen in Kusum Tola, einem Dorf in der nördlichen Karanpura Region im indischen Bundesstaat Jharkhand. Schwere Sprengungen in benachbarten Dörfern produzieren jetzt schon schädliche Staubwolken und führen zu Rissen in den Häusern von Kusum Tola. Die Vertreibung ist ein schwerer Verstoß gegen das Recht auf Nahrung der Dorfbewohner. Außerdem wird der Tagebau den Dorfbewohnern den Zugang zu Wasser nehmen. Dies ist ein Verstoß gegen deren Recht auf Wasser. Durch den Tagebau werden die Menschen in ihrer Existenz bedroht, was Hunger und Unterernährung zur Folge haben wird.

Hintergrundinformationen und Musterbrief zum Mitmachen gibt es hier als PDF.

Die Situation in Kusum Tola bleibt angespannt. FIAN hat seine Eilaktion zu diesem Fall im Juni gestartet. Die Vertreibung der Betroffenen kann jederzeit geschehen, bislang haben die Bergbauaktivitäten Kusum Tola zum Glück jedoch noch nicht erreicht.

Im August hat das Pollution Control Board des indischen Bundesstaates Jharkhand eine Anweisung zur Schließung von 22 Minen der Bharat Coking Coal Ltd. herausgegeben, einem Subunternehmen von Coal India Ltd. Dies ist bislang eine große Ausnahme, und obwohl diese Entscheidung sich auf eine andere Minengesellschaft und eine andere Region bezieht, stellt sie eine deutliche Warnung für alle Tagebauprojekte dar und könnte eventuell auch für Kusum Tola von Bedeutung sein.

Die Menschen in Kusum Tola und den vielen anderen Dörfern im Karanpura-Tal, die vom Bergbau bedroht werden, brauchen jedoch weiterhin starke internationale Unterstützung. Nur wiederholter Druck kann zu Ergebnissen führen. Auf Wunsch der Bewohner und ihrer Unterstützer ist die Dauer der Eilatkion daher bis zum 31. Dezember 2011 verlängert worden. Auch wer bereits teilgenommen hat, sollte durch ein neuerliches Schreiben den Druck auf die indischen Behörden erhöhen.

Für gentechnikfreie Landwirtschaft in Indien … Berlin/Brandenburg/ … Deutschland und Europa

Der Aufenthalt des indischen Öko-Aktivisten Jayakumar Chelaton in Deutschland war Anlass zu einer Veranstaltung des Gen-ethischen Netzwerks zusammen mit der BUKO, der Bundestagsfraktion Die Linke, dem Hof Apfeltraum und FIAN Berlin in den Räumen des GeN am 20. Mai 2010. Jayakumar berichtete über den langjährigen Kampf seiner Organisation Thanal gegen Gentechnik und Pestizide, wobei als Hauptgegner immer wieder Monsanto zu nennen war. Nebenbei er­fuh­ren die ca. 20 Zuhörer einiges über die Verhältnisse in sei­nem südindischen Bundesstaat Kerala, der sich als erster indischer Bundesstaat zur gentechnikfreien Zone erklärt hat. Leider ist dies die Ausnahme: 70–80% der in Indien angebauten Baumwolle ist heute gentechnisch veränderte Bt-Baumwolle. Der Bt-Samen kostet 22€ statt 10€ für herkömmlichen Baumwollsamen – ein gutes Geschäft für die Samenhändler, aber zusätzliche Abhängigkeit für die Bauern. Dazu kommt der erhöhte  Pestizidbedarf für gentechnisch veränderte Pflanzen – der daraus entstehende Teufelskreis an Verschuldung treibt indische Bauern in den Selbstmord.

Da Gentechnik sich ja gerne als „wissenschaftlicher Fortschritt“ verkauft, arbeitet Thanal auch durch das Sammeln wissenschaftlicher Ergebnisse zu den Folgen des Gentechnikeinsatzes – unabhängige Forschung ist hier jedoch rar, nicht zuletzt, weil die von Monsanto vorgegebenen Lizenzbedingungen bei der Nutzung von Saatgut dies untersagen.

Beeindruckend war seine Schilderung der Artenvielfalt bei Nutzpflanzen: Es gibt 400 Mango-Sorten, 3000 Reissorten, 1600 Auberginensorten in Indien. In einem Tempel in Orissa wird den Göttern an jedem Tag des Jahres eine andere Reissorte geopfert. Diese Zahlen machen deutlich, welcher Reichtum der Natur durch eine uniforme industrialisierte Landwirtschaft zerstört wird. Dem gegenüber steht die auch in Indien verbreitete Auffassung von natürlichen Ressourcen als Gemeingut, „commons“, Allmende, was allen zur Verfügung steht, wo aber auch traditionelle Nutzungsregeln respektiert werden, die den langfristigen Erhalt der Ressourcen garantieren. Probleme können sich allerdings dadurch ergeben, dass die „commons“ dem Staat gehören und dieser sie dann etwa für agroindustrielle Nutzung umdefinieren kann.

Jatropha – der Wunderbusch? FIAN Berlin betreut neuen Fall in Indien

Längst sind Agrarkraftstoffe in die Kritik geraten, weil die Pflanzen, aus denen sie gewonnen werden, wertvolles Ackerland und Weideflächen vereinnahmen, die zur Versorgung der Menschen in den Produktionsländern dringend gebraucht würden. Dann plötzlich die scheinbare Lösung: Die Purgiernuss. Sie kann auch auf ausgelaugten Böden und ohne regelmäßige Niederschläge überleben, weshalb eine Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmitteln angeblich nicht bestehe.

Die unter dem Fachnamen Jatropha curcas bekannte Pflanze stammt ursprünglich aus Mittelamerika, breitete sich durch Seefahrer jedoch bis nach Südamerika, Afrika und Asien aus und gilt heute als eine der effektivsten technisch nutzbaren Pflanzen. Diesen Ruf hat sie freilich nicht ihrer lokalen Nutzung als Abführmittel, für Seifen und Öllampen zu verdanken, sondern der Tatsache, dass aus dem Öl der giftigen Pflanze Agrartreibstoff gewonnen werden kann.

Jatrophaanbau in Indien

In Indien wird Jatropha schon seit Langem angepflanzt. Einerseits werden aus der Pflanze Dinge für den alltäglichen Gebrauch wie z. B. Lampenöl gewonnen, andererseits dient die Pflanze als Begrenzung für Weizen- und Reisfelder.

Wie in vielen Industrie- und Schwellenländern ist auch in Indien die Endlichkeit der Kraftstoffreserven als Problem erkannt worden. Die indische Regierung setzt daher frühzeitig auf so genannte erneuerbare Energien: Bis 2017 soll die Beimischungsquote von 20% erreicht werden. Angetrieben von dem Ziel, möglichst bald weitgehend unabhängig von Kraftstoffimporten zu sein, hat sich Indien zum weltweit größten Produktionsland von Pflanzenölen entwickelt. Dabei setzt auch das staatliche Biofuel Board des indischen Bundesstaates Uttarakhand besonders auf Jatropha .
Aufgabe des Biofuel Board ist es, die Gewinnung von Agrartreibstoffen zu fördern. Einerseits sollen bäuerliche Haushalte überzeugt werden, Pflanzen anzubauen, aus denen Treibstoffe gewonnen werden können. Dies soll vor allem mit Hilfe von Verträgen über Saatgutlieferungen und eine gesicherte Abnahme der Ernte gefördert werden. Andererseits wird der Agrartreibstoffsektor dadurch gefördert, dass entsprechende Energiepflanzen auf staatlichen Flächen, auf Waldfläche oder auf öffentlichem Gemeindeland (Panchayat land) angebaut werden.

Aktuell werden Regionalverwaltungen damit beauftragt, degradierte und qualitativ minderwertige Flächen zu ermitteln, die an Unternehmen, Dorfgemeinschaften und Gruppen verpachtet werden sollen, um Jatropha anzubauen. Diese Vorgänge beruhen auf dem Mythos, Jatropha könne auch ohne fruchtbares Land und mit wenig Wasser ertragreich angebaut werden. Tatsächlich braucht auch der Jatrophabusch ausreichend Nährstoffe und Wasser, um gute Erträge zu liefern. Selbst beim Anbau unter guten Bedingungen – beispielsweise auf den gut bewässerten und gedüngten Versuchsflächen des International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT) – dauert es jedoch etwa fünf Jahre bis zur Ernte der für den Agrartreibstoffproduktion verwendeten Jatropha-Nüsse. So warnt auch der Leiter der Jatrophaversuche am ICRISAT, Dr. Suhar P. Wani, davor, die Wirtschaft habe die Wissenschaft überholt. Um wirklich sicher zu gehen, dass der Anbau von Jatropha als Treibstoffquelle nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion steht, brauche es zunächst ausgiebige Forschung.

Diese Warnungen werden ignoriert. Einen klaren Ausschluss der Gebiete, die sich für Beweidung und Nahrungsmittelanbau eignen, geben die Bestimmungen, die der Landsuche der Regionalverwaltungen zu Grunde liegen, nicht her. Dreizehn Millionen Hektar so genanntes „wasteland“ (marginale Flächen) will der indische Staat gefunden haben. Auf dieser Fläche sollen in den kommenden Jahren Agrartreibstoffpflanzen angebaut werden. Das grundsätzliche Problem ist die Frage nach der Kategorisierung von Land in Indien. Waldgebiete dürfen explizit nicht als Ackerland benutzt werden. Diese Bestimmungen werden jedoch oft übergangen. Alternativ werden die Energiepflanzen als Bäume und somit als Wald definiert. Eine klare Definition und Eingrenzung des Begriffs „wasteland“ gibt es in Indien bisher nicht. So kommt es zu Landrechtskonflikten und Vertreibungen. Viele der 170 Mio. Landlosen in Indien, die auf die öffentlichen Gemeindeflächen angewiesen sind, um dort Brennholz zu sammeln oder ihr Vieh dort weiden zu lassen, sind von der Jatropha-Förderpolitik der indischen Regierung bedroht. Der Ausverkauf dieser Flächen für den Anbau von Jatropha hat fatale Konsequenzen für die Menschen. Hinzu kommt die Verschuldung kleinbäuerlicher Haushalte, die sich auf den Anbau von Jatropha einlassen, da die Pflanzen oft erst nach mehreren Jahren erste Erträge bringen.

Nicht nur die Eigenversorgung mit Agrartreibstoffen ist erklärtes Ziel der indischen Regierung. Auch ausländische Konzerne, die für den Export produzieren, kommen unter der indischen Agrartreibstoffpolitik auf ihre Kosten. So strebt beispielsweise das britische Unternehmen D1 Oil die Verarbeitung für den Weltmarkt an und setzt neben Pflanzungen in Afrika und Südamerika auch auf umfangreichen monokulturellen Anbau von Energiepflanzen in der Mehrzahl der 28 Bundesstaaten Indiens. Auch Archer Daniels Midland (ADM) aus den USA arbeitet zusammen mit seinem indischen Partner Tinna Oils & Chemicals Ltd. an der Herstellung von Jatropha-Diesel. Weitere Kooperationspartner von ADM sind die Daimler AG und Bayer CropScience, letztere Firma vor allem bei der Erforschung und Herstellung von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden für den Jatrophaanbau. Ein weiterer Investor in den großflächigen Anbau der Jatrophapflanze ist das Unternehmen IKF Green Fuel, ein Tochterunternehmen der IKF Technologies aus Frankfurt/Main. Zusammen mit lokalen Firmen arbeitet IKF Green Fuel in den nordindischen Bundesstaaten Jarkhand und Orissa an Jatropha-Anpflanzungen auf 30.000 Hektar bis Ende 2009. Auch in weiteren 14 Bundesstaaten sind der Anbau und die Verarbeitung von Jatropha geplant.

Menschenrechtsverletzungen in Joligrant

Der Ort Joligrant liegt in Uttarakhand, einem relativ neuen Bundesstaat im Norden Indiens, der noch bis 2000 zu Uttar Pradesh gehörte. Die Bewohner/innen des Dorfes leben hauptsächlich von Viehhaltung zur Milchproduktion. Seit 2007 fördert die Regierung in Uttarakhand den Jatrophaanbau, v. a. in Waldgebieten. Das Dorf Joligrant verfügt über 767,5 ha landwirtschaftlich genutztes Land, 20 ha von der gewählten Gemeindeführung (Gran Panchayat) verwaltetes öffentliches Gemeindeland und 30 ha Waldgebiet. Sowohl auf den Gemeindeflächen als auch auf bisherigem Waldgebiet wurde Jatropha angepflanzt. Das Waldgebiet des Dorfes ist für das Leben der Menschen von Bedeutung, da es Feuerholz liefert und als Weidefläche besonders dem Vieh derer Weideflächen bietet, die nicht über eigenes Land verfügen. Letzteres gilt auch für das öffentliche Gemeindeland.

Aufgrund der negativen Auswirkungen auf ihre Lebensweise und ihre Nahrungsmittelversorgung hatten sich einige Dorfbewohner an FIAN Uttar Pradesh gewandt, um Unterstützung zu erhalten. Um auch über die Grenzen Indiens hinaus, in Deutschland – einem der Hauptimportländer von Agrartreibstoffen – ein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Tankfüllungen in Industrieländern und Menschenrechts-verletzungen in Entwicklungsländern zu schaffen, hat die Berliner FIAN-Gruppe die Betreuung des Falls übernommen.
Die Forderungen, in denen FIAN die Dorfbewohner/innen unterstützt, sind:

  • Zugang zum Waldgebiet und zu den Gemeindeweideflächen
  • Keine Gefährdung der Ernährungssicherheit der Bevölkerung durch Jatrophaanbau
  • Entschädigung für die Familien, die bereits betroffen sind

Tag der Landlosen 2008

Am 17. April 1996 wurden in Brasilien 19 Landarbeiter nahe der Stadt Eldorado dos Carajás im Bundesstaat Pará von Polizisten erschossen, 81 Personen wurden verletzt. Die Personen waren TeilnehmerInnen des „Marsches für eine Agrarreform“, der am 10. April von 1.500 Familien landloser ArbeiterInnen ins Leben gerufen wurde. Die Protestierenden blockierten dabei die Bundesstraße PA-150. Der Staatssekretär für öffentliche Sicherheit von Pará, Paulo Sette Câmara, erteilte daraufhin am 17. April 1996 an die Polizei die Anweisung, „unter Anwendung notwendiger Mittel, inklusive Schusswaffengebrauch“ die Bundesstraße PA-150 von den Demonstranten zu räumen. Seit diesem Massaker wird jährlich der 17. April als „Tag der Landlosen“ in Erinnerung an die Opfer weltweit begangen.

La Via Campesina ist eine weltweite Vereinigung von Kleinbauern und –bäuerinnen, die für ihre Rechte kämpfen. FIAN und Via Campesina haben 1999 gemeinsam die Globale Kampagne für die Agrarreform gestartet. Der Indonesier Henry Saragih, Vorsitzender von Via Campesina, ist von der britischen Tageszeitung The Guardian im Januar als eine der „50 Personen, die die Erde retten könnten“ ausgezeichnet worden.

Gleich mit zwei Veranstaltungen hat sich die Berliner FIAN-Gruppe dieses Jahr an den Aktionen zum Tag den Tag der Landlosen beteiligt. Beide Aktionen – eine Informationsveranstaltung am Abend des 16.04.06 und eine Straßenaktion am 17.04. – richteten sich in diesem Jahr gegen den agroindustriellen Anbau von Agrotreibstoffen, sogenanntem Biosprit, der häufig zu Vertreibung von Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Landlosen führt.

Gemeinsam mit Inkota, FDCL und Blue21 lud FIAN zu einem Abend mit Film und Diskussion ein. Mit über 100 BesucherInnen war das Kreuzberger L.U.X. an diesem Abend gut gefüllt. Der Film „Fette Beute – Indonesiens Palmöl-Wüste“ zeigt die Auswirkungen von Palmölanbau auf Kleinbauern und -bäuerinnen, Landlose und Indigene. Diese Gruppen sind von Verdrängung durch die Palmölplantagen bedroht. Ohne Land als Lebensgrundlage für den Anbau ist ihr Menschenrecht, sich zu ernähren, verletzt. Zudem werden für den Palmölanbau riesige Flächen des indonesischen Regenwalds vernichtet.

Tag der Landlosen 2008

Menschenrechtliche und ökologische Probleme ergeben sich aus dem Anbau von Agrotreibstoffen nicht nur in Indonesien, sondern auch in afrikanischen Staaten, wie Sandra Schuster von BLUE 21 aufzeigte. Dennoch wird Agrosprit derzeit als die ultimative Lösung gehandelt, wenn es darum geht, den Ausstoß von Kohlendioxid zu mindern. Auch die Bundesregierung und die EU halten an ihren Beimischungszielen fest – auch wenn Menschenrechts- und Umweltorganisationen seit langem darauf hinweisen, dass eine nachhaltige Produktion von Agrosprit kaum zu realisieren ist und ein Moratorium für den Import fordern. Film und Diskussionsbeiträge von Blue21, Inkota und FIAN machten deutlich, dass Biosprit keine Lösung für den Klimawandel sein kann – weder aus menschenrechtlicher noch aus ökologischer Perspektive. Im Anschluss an eine lebhafte Diskussion ließen BesucherInnen und VeranstalterInnen den Abend bei Musik von The Beez ausklingen.

Am nächsten Morgen ging es in ähnlicher Besetzung und mit regem Interesse seitens der Presse gleich weiter – diesmal mit einer Straßenaktion an einer Kreuzberger Tankstelle. In strömendem Regen tanzten die Puppen gegen Agrosprit, angefeuert durch die Samba-Klänge der Rythms of Resistance. AutofahrerInnen wurden mit frischem Biobrot bedacht – unter der Devise „Getreide auf den Tisch statt in den Tank“. Vom Dach eines benachbarten Hauses ließen Kletterer ein Banner herunter, das unübersehbar machte, was ohnehin offensichtlich ist: Biosprit macht Hunger!

Ein kurzer Demonstrationszug durch Kreuzberg führte zum Heinrichplatz, wo unter Pavillons Musik und VoKü von Food for Action für Wärme sorgten. Trotz strömendem Regen freuten sich noch ca. 30 Menschen an Essen, Informationen und einem Dach über dem Kopf.

Eine Publikation von FIAN International zum Thema Agrosprit in Lateinamerika findet sich hier (auf Spanisch)