Artikel zum Thema Pressemitteilung

Food Systems Summit: „Spielwiese für Industrie und Finanzwelt“

Ein Zehntel der Weltbevölkerung leidet unter akutem Hunger. Rund 2,4 Milliarden Menschen haben regelmäßig nicht genug zu essen. Umweltkatastrophen und die Klimakrise spitzen sich zu. Der heute in New York stattfindende Welternährungsgipfel (UNFSS) von UN-Generalsekretär António Guterres müsste genau hier ansetzen. Astrud Beringer, FIAN-Koordinatorin zum Food Systems Summit kritisiert: „Das stark konzerngeprägte Lösungsmenü des Gipfels wirbt vorrangig für marktbasierte und profitorientierte Ansätze. Diese würden jedoch weder den Klimawandel eindämmen noch die Ernährungssicherheit der von Hunger und Mangelernährung betroffenen Menschen verbessern“. Der Gipfel hat zudem erstmals und im Gegensatz zu früheren Ernährungsgipfeln kein Mandat der UN-Vollversammlung. Der problematische Multi-Stakeholder-Ansatz des Gipfels hat erstmals Konzerne, Banken und philanthropischen Organisationen dazu eingeladen, Platz am Diskussionstisch zu nehmen und die UN-Mitgliedsstaaten bei der Transformation der globalen Ernährungssysteme zu beraten. Die Rechtfertigung hierfür lautet: „Wir brauchen auch diejenigen an Bord, die unsere kostspielige Agrar- und Ernährungswende finanzieren können“. Doch weder besitzt der Privatsektor eine demokratische Legitimation, die politischen Entscheidungsprozesse mitzubestimmen, noch bietet er echte Lösungen gegen die Klima- und Ernährungskrise. FIAN fordert von der Bundesregierung, sich während des heutigen Gipfels deutlich gegen die Etablierung von Multi-Stakeholder-Ansätzen in der UN und die Einrichtung einer neuen und zusätzlichen Koordinierungsstelle in Rom parallel zum Welternährungsrat CFS auszusprechen. Interessenskonflikte sind sonst vorprogrammiert, und die menschenrechtlichen Rechenschaftspflichten der UN-Mitgliedsstaaten drohen hinter nebulösen Multi-Stakeholder-Bündnissen zu verschwinden. Hingegen müssen demokratisch legitimierte und inklusive UN-Gremien wie der UN-Welternährungsrat gestärkt werden. Agrarökologische Praktiken sollten als zentrale Lösungsansätze im Gipfel propagiert werden – im Gegensatz zur industriellen Intensivlandwirtschaft sind diese auf den Menschen ausgerichtet, rehabilitieren nachweislich unsere kaputten Ökosysteme und stärken Ernährungssicherheit und -souveränität. Ein zentraler Fokus der von der Privatwirtschaft propagierten „Lösungsideen“ liegt auf der sogenannten soil health. So soll Ackerland vermehrt in Kohlenstoffsenken umgewandelt werden. „Wirksamer Klimaschutz ist aber nur mit der realen Beendigung von Treibhausgasemissionen möglich“, so Astrud Beringer von FIAN. Dies ist durch solche kohlenstoffzentrierten Ansätze – oftmals carbon farming-Initiativen genannt – nicht möglich. Es handelt sich dabei um keine permanente Speichermöglichkeit von Kohlenstoff. Außerdem können sie zu verstärkten Landkonflikten führen und Kleinbäuer*innen nicht helfen, sich aus der Abhängigkeit von agrochemischen Produktionsmitteln zu befreien. Die wachsende Konzernmacht in der UN und im gesamten Nahrungsmittelsektor birgt enorme Gefahren. Wir brauchen endlich verbindlichen Regeln für Konzerne zum Schutz von Klima, Umwelt und Menschenrechten. Diese Entwicklung hat auch der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, in seinem aktuellen Bericht zum UN Gipfel kritisiert. „Die heutigen Lebensmittelsysteme sind nicht nachhaltig. Wenn man die Agrarindustrie, die über Geld und Macht verfügt, in die Bestimmung der Zukunft einbezieht, wird diese unweigerlich die Diskussion dominieren“, so Michael Fakhri. Die Gegenmobilisierung zum UNFSS erfolgte in Deutschland und international in einem breiten Bündnis. Kontakt: Astrud Beringer, astrud.beringer@gmail.com; Roman Herre, r.herre@fian.de weitere Informationen
• Interview mit Sofia Monsalve, Generalsekretärin FIAN International: www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2021-das-scheitern-des-un-welternaehrungsgipfels
• Artikel „Investitionsspielwiesen“ im IPG-Journal www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/investitionsspielwiese-5434
• Aktueller Bericht des UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung
• Gegenmobilisierung zum UNFSS: Food Systems 4 People
• UN-Welternährungsgipfel (UN-Food Systems Summit 2021)

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Neues FactSheet erschienen: Die COVID-Pandemie in Lateinamerika – Konsequenzen für das Recht auf gesunde Ernährung

Die FIAN-Sektionen in Lateinamerika und der Karibik haben die Auswirkungen von Corona auf die Ernährungslage umfangreich dokumentiert und sich für die Unterstützung besonders betroffener Bevölkerungsgruppen eingesetzt. Anhand von Fallbeispielen in Ecuador, Kolumbien, Haiti, Honduras, Paraguay und Brasilien zeichnet die Autorin Almudena Abascal, FIAN-Referentin für Lateinamerika, umfassend nach, wie sowohl die Pandemie als auch die zu ihrer Bewältigung ergriffenen staatlichen Politiken das Recht auf Nahrung großer Bevölkerungsgruppen bedrohen.

Das FactSheet kann hier abgerufen werden.
Gedruckte Exemplare können kostenfrei zugesandt werden: Info@Fian.de

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Fragen und Antworten zum UN Food Systems Summit am 23. September

WAS SIND ERNÄHRUNGSSYSTEME?
Nahrungsmittel sind nicht nur das, was wir essen. Zu Nahrungssystemen zählen auch unsere Kultur, unsere Wirtschaft und die Umwelt. All dem zollt der Begriff der Ernährungssysteme Anerkennung.
Ernährungssysteme können unterschiedlich aussehen: Es gibt lokale, bäuerliche oder indigene Systeme mit kleinen Nahrungsmittelproduktionen, die in territorialen Märkten verwurzelt sind. Andererseits gibt es globale industrielle Ernährungssysteme, denen lange Wertschöpfungsketten zu Grunde liegen und die von großen Konzernen dominiert werden. HABEN ERNÄHRUNGSSYSTEME BEI ALLEN, DIE DARÜBER REDEN, DIE GLEICHE BEDEUTUNG?
Kurz gesagt, nein. Der Begriff Ernährungssysteme ist gerade im Trend und ist viel ganzheitlicher, als wenn wir über die bloße Steigerung der Nahrungsmittelproduktion sprechen.
Das gewöhnliche Verständnis von Ernährungssystemen ist jedoch kaum mehr als ein Rebranding; der Begriff wird zur Stärkung des dominanten, industriellen Systems verwendet, anstatt wirklich die Ursachen von Hunger und dem ökologischen Kollaps zu berücksichtigen. Er verkennt dabei die Vielfalt all der verschiedenen Ernährungssysteme, die es gibt.
Leider ist der UN-Welternährungsgipfel in diese Falle getappt. WARUM WIRD DER WELTERNÄHRUNGSGIPFEL KONTROVERS DISKUTIERT?
Die Vereinten Nationen sind das internationale Gremium, in dem Regierungen globale Themen diskutieren. Sie haben den Gipfel organisiert, um politische Prioritäten und Maßnahmen zum Aufbau gerechterer, gesünderer und nachhaltigerer Ernährungssysteme neu auszurichten.
Der Gipfel ist jedoch so organisiert, dass diese Ziele nicht erreicht werden können. Echte Lösungen zur Förderung der sozialen Gerechtigkeit und zum Umweltschutz treten hinter die Interessen mächtiger Konzerne zurück. Methoden wie die Agrarökologie, die die Vitalität traditioneller, indigener Praktiken anerkennen und die Selbstversorgung der Gemeinschaften bei gleichzeitiger Erhaltung der Artenvielfalt aufrechterhalten, wurden ausgeklammert. WER IST FÜR DEN GIPFEL VERANTWORTLICH?
Mächtige Regierungen des globalen Nordens und große Konzerne steuern den Gipfel, auch wenn dies nicht offensichtlich ist. Der Gipfel wurde kurz nachdem die Vereinten Nationen eine strategische Partnerschaft mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF) unterzeichnet hatten initiiert. Die Präsidentin der Allianz für eine grüne Revolution in Afrika (AGRA) wurde zur Sonderbeauftragten des Gipfels ernannt.
Andere konzerngetriebene Plattformen wie der World Business Council for Sustainable Development (WCBSD), Multi-Stakeholder-Initiativen wie die Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN), führende industrienahe philanthropische Organisationen wie Rockefeller, Gates und EAT, internationale Nichtregierungsorganisationen wie der World Wildlife Fund (WWF) und Care sowie konzernfreundliche Wissenschaftler*innen haben ebenso eine wichtige Rolle im Gipfelprozess gespielt. DIE ORGANISATOREN HABEN VON EINEM PARTIZIPATIVEN GIPFEL GESPROCHEN: STIMMT DAS NICHT?
Leider nein.
Wenn über einen öffentlich zugänglichen Link die Teilnahme an Sitzungen geschaffen wird, wo jeder „teilnehmen“ und „mitmachen“ kann, ist der Gipfel partizipativ ausgerichtet, allerdings mit einem sehr eingeschränkten Verständnis von Partizipation. Dabei wird ignoriert, dass die verschiedenen Akteure ein unterschiedliches Level von Macht genießen und auch verschiedene Interessen, Rechte und Pflichten haben. Der Menschenrechtsansatz stellt die meistbetroffenen Menschen in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung und zieht Regierungen und Konzerne für Menschenrechtsverletzungen zur Rechenschaft. Dies ist jedoch nicht der Ansatz des Gipfels. WARUM IST ES SO PROBLEMATISCH, DASS KONZERNE IM MITTELPUNKT DES GIPFELS STEHEN?
Es ist kein Problem, dass Konzerne auf der Konferenz anwesend sind; sie sind ein Teil des Ernährungssystems. Das Problem ist, dass der Gipfel nach den Interessen großer Konzerne ausgerichtet ist, und zwar auf Kosten der Rechte der Menschen, die am stärksten von Hunger, Ernährungsunsicherheit und Unterernährung betroffen sind – darunter vor allem kleine Nahrungsproduzent*innen sowie Arbeiter*innen im Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsektor. ABER IST ES NICHT NUR EIN EINMALIGES EVENT? WARUM SIND DIE MENSCHEN SO AUFGEBRACHT?
Der UN-Welternährungsgipfel ist leider kein einmaliges Event. Der Gipfel ist ein Versuch, den Weg der Ernährungspolitik für die kommenden Jahrzehnte festzulegen. Er wird das Narrativ verändern, die Rahmenbedingungen schaffen und die Finanzierung für die kommenden Jahre steuern.
Die Vorbereitungen für den Gipfel laufen seit 2019 und schaffen neue Strukturen, die die bestehenden Mechanismen umgehen, mit denen die Zivilgesellschaft Einfluss auf die Regierungen nehmen kann. Durch diese neuen Strukturen können die Konzerne ihre Kontrolle über die Steuerung (Governance) der Ernährungssysteme noch weiter ausbauen. WAS MACHEN GRUPPEN GEGEN DEN UN-WELTERNÄHRUNGSGIPFEL? 
Über 300 soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Organisationen aus der ganzen Welt haben die Autonomous People's Response to the UN-Food Systems Summit gegründet. Während des UN-Vorgipfels Ende Juli 2021 organisierten sie Gegenaktionen (online und in Präsenz), um sich gegen die Agenda des Gipfels auszusprechen und die Arbeit der letzten sieben Jahrzehnte zu verteidigen, die die UN für den Aufbau eines multilateralen, demokratischen und zivilgesellschaftlichen Raums für Menschenrechte geleistet hat. WAS KANN ICH TUN?
Ein erster Schritt ist zu verstehen, wie die Ernährungssysteme uns alle miteinander verbinden. Dieser Gipfel wird sich direkt auf unseren Zugang zu Nahrung auswirken; was angebaut wird, wie es angebaut wird und ob wir in der Lage sein werden, alle Menschen auf dem Planeten zu ernähren. Im nächsten Schritt können Sie Ihre Regierung auffordern, öffentliche Politikbereiche vor dem Einfluss von Konzernen zu schützen.
Und zuletzt teilen Sie ihr Wissen auf sozialen Medien. Das schlimmste Ergebnis wäre, wenn dieser Gipfel in den Medien nicht herausgefordert wird. Wir müssen uns dem Unternehmenszugriff (Corporate Capture) widersetzen und weiterhin für die Stärkung unserer kommunalen und öffentlichen Institutionen auf allen Ebenen kämpfen, damit die Ernährungssouveränität gedeihen kann.

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Ecuador: 77 Familien von expandierender Garnelenzucht bedroht

Zweck dieser Briefaktion ist es, die Aufmerksamkeit der ecuadorianischen Regierung auf den drohenden Landverlust von 77 Familien durch die expandierende Garnelenzucht zu richten. Die Betroffenen in der Gemeinde Los Ángeles sind in den Kleinbauernvereinigungen „Ni Un Paso Atrás“ (dt.: „Nicht einen Schritt zurück“) und „Unidos Venceremos“ („Gemeinsam werden wir siegen“) organisiert. FIAN Ecuador, FIAN International und FIAN Deutschland fordern die ecuadorianische Regierung auf, ihre Landnutzungstitel anzuerkennen und die Menschenrechte der Familien – im Einklang mit der Verfassung und geltendem Völkerrecht – zu schützen. Die Familien benötigen einen sicheren Zugang zu Land und Wasser, um sich selbst in Würde ernähren zu können.
Die Briefaktion kann hier als PDF geladen werden.
Geduckte Exemplare können bestellt werden unter: info@fian.de

Hintergrund

Multilaterale Handelsabkommen ließen die Garnelenexporte aus Ecuador in die Europäischen Union in den letzten Jahren rasant ansteigen. Seit 2017 übersteigt der Wert der exportierten Schalentiere sogar das Handelsvolumen des traditionellen Export-Schlagers Bananen. Doch die Expansion der Garnelenzucht birgt weitreichende menschenrechtliche Risiken, besonders im ecuadorianischen Hochland. FIAN liegen Informationen vor, wonach 77 Familien, die den Vereinigungen „Ni Un Paso Atrás“ und „Unidos Venceremos“ angehören und seit 26 Jahren das Landgut Los Ángeles im Kanton Durán in der Provinz Guayas bewirtschaften, von Zwangsvertreibungen zugunsten der Garnelenzucht bedroht sind. Obwohl der ecuadorianische Staat das Land 2005 für gemeinnützig erklärte und in diesem Zuge die Besitzrechte der Familien beider Vereinigungen anerkannt hat, wird die offizielle Eigentumsübertragung durch die verantwortlichen Institutionen, allen voran das Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht, in fahrlässiger Weise verzögert. Diese Leerstelle wird von Investoren aus dem Garnelensektor ausgenutzt. Nachdem sie bereits in der Umgebung von Los Ángeles großflächig Land für die industrielle Garnelenzucht erwerben konnten, üben sie jetzt Druck auf die Kleinbäuer*innen aus, ihr Land abzutreten. Die drohenden Zwangsvertreibungen würden zum Verlust ihrer Lebensgrundlage führen und das Menschenrecht auf Nahrung der betroffenen Familien untergraben. Denn auf den 94 Hektar Land haben sie nicht nur ihre Wohnhäuser errichtet; effiziente Bewässerung, mechanisierte Bodenbearbeitung und Drainagen erlauben ihnen einen auskömmlichen Ackerbau sowie Fischzucht. Insbesondere der Anbau von Reis stellt eine wichtige Stütze zur Sicherung ihrer Ernährungssouveränität dar. Es ist von größter Wichtigkeit, dass der ecuadorianische Staat endlich aktiv wird und die Besitzrechte der Betroffenen durchsetzt, um die Einschüchterungsversuche zum Verkauf ihres Landes zu stoppen und eine gewaltsame Eskalation des Konflikts zu verhindern.

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Neues FoodFirst-Magazin: Schwerpunkt „Pestizide und Menschenrechte“

Die Welt der Pestizide hat sich verändert, aber sie sind nicht verschwunden – im Gegenteil: Laut Welternährungsorganisation (FAO) werden heute über vier Millionen Tonnen pro Jahr ausgebracht – 80 Prozent mehr als noch vor 30 Jahren. Doch diese Steigerung ist nicht gleichmäßig verteilt. Während die Menge in Europa nahezu unverändert blieb, stieg sie in den Ländern des Globalen Südens deutlich an. Dort kommt es jährlich zu bis zu 385 Mio. akuten Vergiftungen. Die Autor*innen des Artikels sind Peter Clausing und Susan Haffmans von PAN Germany (Pesticide Action Network). Der Text ist Leitartikel in der aktuellen Ausgabe des FoodFirst-Magazins 03/2021 mit dem Schwerpunkt „Vergiftete Menschenrechte: Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Agrargifte“ und kann hier abgerufen werden. 
Sie sind neugierig geworden? Das FoodFirst-Magazin können Sie hier abonnieren. Sichern sie sich ein kostenloses Probeexemplar in gedruckter Form. Schreiben Sie einfach eine Mail an info@fian.de

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Myanmar: Offener Brief an deutschen Lkw-Hersteller MAN

Über 1.000 Demonstrant*innen wurden seit dem Putsch vom 1. Februar 2021 von myanmarischen Militär- und Sicherheitskräften getötet. Die Militärjunta reagiert auf die Proteste mit gezielter Ermordung, brutaler Folter und dem Verschwindenlassen von Zivilisten. Dabei greift die Tatmadaw, wie das Militär in Myanmar genannt wird, auf eine Flotte von Militärlastwagen des MAN-Geschäftspartners Sinotruk zurück, in denen Soldaten zu ihren blutigen Einsätzen gebracht und willkürlich verhaftete Demonstrant*innen abtransportiert wurden. Die Tatmadaw nutzt diese Militärfahrzeuge womöglich ebenfalls im Rahmen des seit dem Putsch wieder aufgeflammten Krieges zwischen dem Militär und diversen ethnischen Minderheiten im Land. Unbestätigten Berichten zufolge werden auch militärische Schwerlastfahrzeuge der Marke MILTRUK mit Sinotruk-Lizenz in Myanmar hergestellt, welche unter anderem mit Raketenabschusssystemen bestückt werden. MAN ist mit 25 Prozent (und einer Aktie) an Sinotruk beteiligt, ist im Sinotruk-Vorstand vertreten und hat als Sperrminoritätsaktionär erheblichen Einfluss auf die Geschäfte des in Hong Kong ansässigen Unternehmens. MAN ist ein Tochterunternehmen der Firma Traton, welche wiederum mehrheitlich der Volkswagen AG gehört. Der Süddeutschen Zeitung gegenüber haben MAN und Traton mitgeteilt, dass Sinotruk ihnen versichert hätte, dass keine Geschäfte mit dem Militärregime getätigt werden. Angesichts der schweren und systematischen Angriffe auf die myanmarische Bevölkerung durch das Militär, welche laut UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte in Myanmar Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, ist eine solche Zusicherung jedoch ungenügend. FIAN fordert daher gemeinsam mit Info Birmanie, Justice For Myanmar, Reporter ohne Grenzen, Stiftung Asienhaus, urgewald und der U.S. Campaign for Burma MAN auf, eine umfassende Untersuchung der Geschäftsbeziehungen von Sinotruk mit dem Militär durchzuführen und jegliche Kooperation (samt möglicher noch laufender Lizenz-Verträge) sofort zu beenden, sollten sich Hinweise dafür finden. Die durch den Putsch ausgelöste politische und wirtschaftliche Krise, gepaart mit einer außer sich geratenen Covid-19-Infektionswelle, führt in Myanmar auch zu einer Ernährungskrise. Die Zahl der Hungernden in Myanmar droht sich laut des UN-Welternährungsprogramms auf über 6 Millionen Menschen zu verdoppeln. Auch die FAO warnte kürzlich vor einer sich anbahnenden Ernährungskrise in Myanmar mit Millionen von Betroffenen. weitere Informationen:
• Offener Brief an MAN
• Hintergrundinformationen zu dem Fall von Justice for Myanmar
Rückfragen an: Mathias Pfeifer, M.Pfeifer@fian.de

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Pressemitteilung der Evangelischen Bank: FIAN Deutschland gewinnt Nachhaltigkeitspreis

Die Preisverleihung fand am Nachmittag des 2. September 2021 pandemiebedingt digital unter www.eb.de/preisverleihung-nachhaltigkeitspreis statt.
-Die deutsche Sektion der Menschenrechtsorganisation FIAN belegt den 3. Platz im bundesweiten Nachhaltigkeitswettbewerb 
-Im Fokus des EB-Nachhaltigkeitspreises stehen die 17 nachhaltigen  Entwicklungsziele der UN (SDGs)
-An die ersten drei Plätze gehen insgesamt 20.000 Euro
Das Motto „Zukunft geht nur nachhaltig – Agenda 2030, fertig, los“ greift den Gedanken der im Jahr 2015 verabschiedeten Agenda 2030 auf. Die Umsetzung der Agenda in Verbindung mit dem Pariser Klima-Abkommen – ebenfalls aus dem Jahr 2015 – bietet die große Chance, den Wandel hin zu nachhaltigen und emissionsarmen Lebens- und Wirtschaftsweisen weltweit zu schaffen. Eine Welt ohne extreme Armut, frei von Hungersnöten, mit eingedämmten Umweltrisiken und Klimabedingungen, die keine globalen Risiken für das Leben von Mensch und Tier überall auf der Erde mit sich bringen – für diese Vision stehen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen. Warum schreibt die EB den EB-Nachhaltigkeitspreis nunmehr zum fünften Mal aus und unter-streicht damit ihr Engagement als „nachhaltige Bank“? Thomas Katzenmayer, Vorstandsvorsit-zender der Evangelischen Bank, hält dazu fest: „Wir alle sind gefragt, den abstrakten Begriff der Nachhaltigkeit mit Leben zu füllen. Jeder muss hier seiner Verantwortung gerecht werden. Wir in der Evangelischen Bank wollen eine lebenswerte Zukunft für nachfolgende Generationen sicher-stellen und laden über unseren Nachhaltigkeitspreis auch andere dazu ein.“ Renommierte Experten entscheiden über Vergabe des Preisgeldes
Mit dem ausgelobten Preisgeld von insgesamt 20.000 Euro, wovon 10.000 Euro an den ersten, 7.000 Euro an den zweiten und 3.000 Euro an den dritten Platz gehen, unterstützt die Evangeli-sche Bank eine Weiterführung des sozialen Engagements der Gewinner. Darüber hinaus bietet die Bank eine Plattform, sich zu präsentieren, zu vernetzen und die Sichtbarkeit als Vorbild für andere zu erhöhen. Die Gewinnerprojekte ermittelte eine Jury aus hochrangigen Experten: Prof. Dr. Christian Klein, Professor für Sustainable Finance an der Universität Kassel, Jörg Weber, Journalist, Volljurist und Chefredakteur von ECOreporter, sowie Ingo Grastorf, Leiter des Zent-rums Engagement, Demokratie und Zivilgesellschaft der Diakonie Deutschland, haben durch ihr Wissen und ihre Erfahrung drei Sieger ermittelt, die durch ihren ganzheitlichen nachhaltigen Pro-jektansatz überzeugen konnten. Zum dritten Sieger ernannte die Jury FIAN Deutschland e. V. Ziel 2 für nachhaltige Entwicklung: Kein Hunger
FIAN Deutschland setzt sich seit 1986 für die weltweite Durchsetzung des Rechts auf Nahrung ein. FIAN ist unabhängig von Parteien und Regierungen und besitzt offiziellen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. Die engsten Kooperationspartner sind das Forum Menschenrechte, das Forum Umwelt und Entwicklung, Brot für die Welt und Misereor. Aktuell beschäftigt sich FIAN Deutschland u. a. mit Menschenrechtsverletzungen in Brasilien, Paraguay, Ecuador, Sambia, Uganda und Kambodscha. Diese stehen meist im Zusammenhang mit Landkonflikten und Was-sermangel, die durch die industrielle Agrarproduktion verursacht werden. FIAN ist vor allem in drei Bereichen tätig: Der Verein recherchiert Menschenrechtsverstöße und unterstützt Betroffene dabei, Zugang zu Gerichten oder Entscheidungsträgern zu erhalten. Dar-über hinaus reicht FIAN Fallberichte beim UN-Sozialausschuss oder dem UN-Menschenrechtsrat ein und setzt sich für eine Stärkung des UN-Menschenrechtssystems ein. Ein dritter Schwerpunkt liegt im Bereich des Netzwerkens und der Öffentlichkeitsarbeit. FIAN steht im Austausch mit der Bundesregierung (z. B. im Arbeitskreis Welternährung), informiert die Öffentlichkeit und führt Bil-dungsarbeit durch. Philipp Mimkes, Geschäftsführer von FIAN Deutschland, erläutert: „Men-schenrechte sind eine historische Errungenschaft. Sie schützen den Einzelnen vor Repression von Staaten oder privaten Akteuren, schützen aber auch vor Hunger und Not. Die Menschen-rechte zu verteidigen und zu stärken ist daher unser wichtigstes Ziel.“ Und weiter: „Anders als oftmals dargestellt ist der Grund für Hunger in den seltensten Fällen Nahrungsmangel, sondern meist Diskriminierung, Armut und Ungerechtigkeit. Hier setzt die Arbeit von FIAN an, indem wir uns für die Stärkung, Erhaltung und Weiterentwicklung von Menschenrechten einsetzen und da-mit gegen Hunger, Armut und Ungleichheit kämpfen.“ „Als ein Unternehmen, das sich am christlichen Wertekanon orientiert, sehen wir uns in der Evan-gelischen Bank gleichermaßen in der Pflicht, eigene Beiträge zu leisten und bemerkenswerte Leistungen anderer zu fördern“, begründet Sebastian Schneider, Vertriebsdirektor der Evangeli-schen Bank, im Rahmen der regionalen Preisübergabe das Engagement der Bank. „Das uner-müdliche und unerschrockene Engagement, mit dem sich FIAN dem Welthunger entgegenstellt, ist überaus beeindruckend. Das wollen wir mit der Verleihung unseres Preises entsprechend wür-digen.“ Film zeigt Engagement des Vereins auf
Von allen drei Siegerprojekten, so auch von FIAN Deutschland, hat die EB professionelle Filme produzieren lassen. Sie sind ebenso wie Kurzporträts aller Projekte, die ins Rennen gegangen waren, unter www.eb.de/nachhaltigkeitspreis abrufbar. Evangelische Bank – Die Nachhaltigkeitsbank                                           Die Evangelische Bank eG ist als genossenschaftlich organisiertes, modernes Kreditinstitut die nachhaltig führende Spezialbank für Kunden aus Kirche, Diakonie, Gesundheits- und Sozialwirtschaft sowie für alle privaten Kunden mit christlicher Werteorientierung. Als spezialisierter Finanzdienstleister bietet die Evangelische Bank neben dem exzellenten Branchen-Know-how auch umfassende Finanzlösungen für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich. Mit einer Bilanzsumme von 8,38 Mrd. Euro ist sie aktuell die größte Kirchenbank und zählt zu den größten Genossenschaftsinstituten in Deutschland. In ihrem Kerngeschäft finanziert sie soziale Projekte aus den Bereichen Gesundheit, Altenpflege, Jugend- und Behindertenhilfe, Bildung, bezahlbarer Wohnraum sowie privater Wohnbau und investiert in Vorhaben, Unternehmen und Institutionen, die zur Bewahrung der Schöpfung einen positiven Beitrag leisten. Als DIE Nachhaltigkeitsbank richtet die Evangelische Bank ihr unternehmerisches Handeln nach den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) und nach den anspruchsvollen EMASplus- Kriterien aus. Zur EB-Gruppe gehören die EB-Sustainable Investment Management (EB-SIM), die EB Consult, die EB-Kundenservice, der Change Hub in Berlin, die HKD Handelsgesellschaft für Kirche und Diakonie sowie die EB-Sustainable Real Estate (EB-SRE).
Ihre Ansprechpartnerin: Carolin Caliebe
Evangelische Bank eG
Kommunikation und Marketing
Ständeplatz 19, 34117 Kassel
0561 7887-1329
carolin.caliebe@eb.de
www.eb.de

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Offener Brief: 200 Organisationen fordern Geber zur Abschaffung von AGRA auf

Die Allianz hatte im Juni die Geldgeber von AGRA angeschrieben und sie aufgefordert, Belege für die Widerlegung von Forschungsergebnissen vorzulegen, die zeigen, dass die 15 Jahre alte Initiative für industrielle Landwirtschaft entgegen ihrer Versprechen nicht in der Lage war, die Einkommenssituation und Ernährungssicherheit von Millionen von kleinen Lebensmittelproduzent*innen zu verbessern. Wir erhielten nur wenige Antworten und keine glaubwürdigen Belege.
Anlässlich der Eröffnung des AGRA-Forums zur Grünen Revolution fordern wir alle Geber auf, die Finanzierung dieser falschen Lösung einzustellen und ihre Unterstützung auf die Agrarökologie zu verlagern - ein gesundes, nachhaltiges, widerstandsfähiges und kulturell angepasstes Ernährungssystem für Afrika. "Wir begrüßen Investitionen in die Landwirtschaft auf unserem Kontinent", schrieb AFSA-Generalkoordinator Million Belay in einem kürzlich erschienenen Artikel im Scientific American, "aber wir wollen sie in einer Form, die demokratisch ist und die Menschen in den Mittelpunkt der Landwirtschaft rückt." Der offene Brief wurde von den 35 AFSA-Mitgliedsverbänden und fünf verbündeten Organisationen initiiert und wird inzwischen von 160 internationalen Organisationen, darunter FIAN Deutschland, unterstützt. Die AFSA stellte ihre Forderungen auf einer Pressekonferenz am 2. September vor und richtet nun eine direkte Aufforderung an die AGRA-Geber.
Die Pressemittelung im Original finden Sie hier Der Text des Schreibens, der in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch vorliegt, kann hier als PDF heruntergeladen werden. Am 14. September werden bei einem Online-Event Vertreter:innen aus verschiedenen afrikanischen Ländern, Deutschland und den USA  über die Bedrohungen durch AGRA für kleine Lebensmittelerzeuger:innen berichten und erläutern, warum das milliardenschwere Programm gescheitert ist. 

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Dossier zu Ernährungssouveränität von afrika-süd: Beitrag von FIAN erschienen

Der Versuch des südkoreanischen Konzerns Daewoo, die schier unglaubliche Fläche von 1,3 Millionen Hektar Land in Madagaskar zu erwerben, hat 2008 die Diskussion um Landgrabbing und großflächige Agrarinvestitionen losgetreten. Seitdem wird in der Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und in Regierungen darum gerungen, ob solche großen Agrarinvestitionen echte Entwicklung schaffen oder eher Menschenrechte verletzen. FIAN-Agrarreferent Roman Herre beleuchtet in dem Artikel warum Landinvestments bis heute häufig nicht zur Ernährung lokaler Bevölkerung beitragen - und was sich hierfür strukturell verändern müsste. Weitere Beiträge im Dossier befassen sich unter anderem mit kleinbäuerlicher Selbstorganiserung, vorkolonialen Agrarsystemen und dem Potenzial städtischer Gartenprojekte für lokale Ernährungssouveränität im südlichen Afrika.
Den Beitrag "Megaprojekte sichern nicht das Recht auf Nahrung"  können sie hier nachlesen. Das vollständige Dossier finden Sie hier.

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Neues FactSheet: Dürre- und Flutrisiken in Deutschland

Dies hat große, teils verheerende Folgen für Wälder, Landwirtschaft, Städte und Wasserversorgung, was durch die schweren Überschwemmungen an Erft und Ahr einmal mehr bestätigt wurde. Künftige Verteilungskämpfe haben auch menschenrechtliche Implikationen. Als Autoren des FactSheets haben wir Nick Reimer und Toralf Staud gewonnen (taz, Zeit, Klimareporter), die aktuell ein Buch zum Thema verfasst haben. Das FactSheet kann hier heruntergeladen werden. Das gedruckte FactSheet kann kostenlos in der Geschäftsstelle bestellt werden: Info(at)Fian.de
Das Fact-Sheet wurde gefördert im Rahmen des Jahresthemas "Menschenrecht auf Wasser". Gefördert durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des Gefördert durch Engagement Global mit finanzieller Unterstützung des BMZ
der Stiftung Umwelt und Entwicklung (www.sue-nrw.de) Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und Brot für die Welt Brot für die Welt

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