Aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren haben sich die Konflikte zwischen den Guarani-Kaiowá und der Agrarwirtschaft immer mehr verstärkt. Der letzte Mordfall ist bei einem bewaffneten Überfall im August 2015 aufgetreten (siehe Bericht bei FIAN Deutschland). Die betroffene Guarani-Gemeinschaft hat seitdem mindestens 15 weitere Attacken erleben müssen. Kongressabgeordnete, die der Agrarlobby nahestehen, verwenden vermehrt rassistische Sprechweisen und heizen so den Hass und die Gewalt gegen die Indigenen an. Der Prozess der Demarkierung (rechtlichen Absicherung) der indigenen Gebiete ist unter der aktuellen Regierung Dilma Rousseff praktisch zum Stillstand gekommen. Dies steht in deutlichem Zusammenhang mit der Zunahme der Landkonflikte, den Ermordungen und der Kriminalisierung von indigenen Anführern. Nur der Abschluss der Demarkierungen, von der brasilianischen Verfassung von 1988 innerhalb von fünf Jahren vorgesehen, wird der Gewaltspirale ein Ende setzen.

Die politische Situation ist jedoch eine andere: Zahlreiche Gesetzesvorlagen in Brasilien zielen zur Zeit darauf ab, die Rechte der indigenen Völker einzuschränken. Das wichtigste Vorhaben ist die geplante Verfassungsänderung PEC 215 (weiterführende Informationen), die den beiden Häusern des Kongresses bald zur Abstimmung vorgelegt werden könnte. Sollte diese Verfassungsänderung beschlossen werden, wird es den Guarani-Kaiowá erheblich erschwert, auf ihre traditionellen Territorien zurückzukehren und ein Leben entsprechend ihrer Kultur zu leben. Selbst bereits erfolgte Abgrenzungen indigener Gebiete könnten wieder rückgängig gemacht werden. Die Versuche, die PEC 215 voranzubringen, haben die Indigenen dazu gezwungen, in eine intensive und dauerhafte Konfrontation mit der Regierung zu gehen, um den historischen Rückschritt, den die PEC 215 bedeuten würde, zu verhindern.

Besuch Anastácio Peralta 2010

Besuch in der bra­si­lia­ni­schen Bot­schaft mit einem Dele­gier­ten der Gua­rani 2010
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