Artikel zum Thema Brasilien

13. April 2012 im regenbogenKINO und 15. März 2012 im Moviemento Kino

Filmvorführung: KAHLSCHLAG – Der Kampf um Brasiliens letzte Wälder

Der Dokumentarfilmer Marco Keller stellt seinen Film gemeinsam mit FIAN und Amnesty International persönlich vor.

KAHLSCHLAG – Der Kampf um Brasiliens letzte Wälder erzählt eindrucksvoll von den Auswirkungen einer intensiven und exportorientierten Landwirtschaft auf indigene Gemeinschaften Brasiliens. Sojaanbau, Landkonflikte, Umweltzerstörung und ihre globalen Zusammenhänge werden eindringlich durch die Betroffenen selbst gezeigt. Der Film verdeutlicht, wie die UreinwohnerInnen ihrer Lebensgrundlage beraubt werden. An den Rand gedrängt versuchen sie, ihre Kultur und ein letztes Stück Identität zu bewahren. KAHLSCHLAG ist ein Film, welcher trotz seiner komplexen Thematik emotional berührt und zur Diskussion einlädt.

Im Anschluss an den Film stehen Marco Keller sowie VertreterInnen der Menschrechtsorganisationen FIAN und Amnesty International dem Publikum für weitere Informationen und eine Diskussion zur Verfügung.

Brasilien: Agrartreibstoffe vertreiben die Guarani-Kaiowá von ihrem Land

Von der aktuellen Situation in Mato Grosso do Sul, nahe der Grenze zu Paraguay, berichteten am 6. Dezember 2010 Anastácio Peralta von den Guarani-Kaiowá, Egon Heck (Indianermissionsrat CIMI), Jônia Rodrigues (FIAN Brasilien) und Verena Glass (Repórter Brasil). Sie hatten zuvor schon bei Markus Löning, dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, und bei der brasilianischen Botschaft ihren Forderungen nach einer Verbesserung der Situation der Guarani-Kaiowá Gehör verschafft.

Die indigene Gruppe der Guarani-Kaiowá wurde in der Vergangenheit von ihrem Stammesland im Westen Brasiliens vertrieben, um Platz zu machen für Zuckerrohrplantagen und Viehzucht. Die Guarani-Kaiowá werden von den Landbesitzern mit Gewalt bedroht und müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Plantagen arbeiten.

Besuch Anastacio Guarani 2010

In der brasilianischen Botschaft
Copyright: Egon Heck, Archiv CIMI

Die brasilianische Regierung stützt die Zuckerindustrie, weil für die Zukunft verstärkte Exporte von Agrartreibstoffen geplant sind, gerade auch in die EU. Deswegen bemüht sich die brasilianische Botschaft, die Menschenrechtsverletzungen als Einzelfälle kleinzureden. Angesichts der geplanten Ausweitung des Zuckerrohranbaus in Mato Grosso do Sul und des starken Einflusses, den die Zuckerindustrie auf die lokale Politik hat, ist aber vielmehr zu befürchten, dass der jahrzehntelange Kampf der Guarani um ihr Land so schnell noch kein Ende finden wird. Zudem steigen verstärkt internationale Konzerne in die brasilianische Zuckerindustrie ein – auch hier sehen wir also ein Beispiel von Landgrabbing.

Copyright: Egon Heck, Archiv CIMI

Mehr zu den Forderungen der Guarani;. weitere Hintergrundinfos gibt es auch in der mittlerweile abgelaufenen Eilaktion. Wer Portugiesisch lesen kann, findet hier und hier zwei Berichte von Egon Heck über die Rundreise durch Norwegen, Belgien, Deutschland und die Schweiz. Ebenfalls auf Portugiesisch ist dieser Link zur Solidaritätskampagne mit den Guarani.

Zur Mythologie der Guarani gehört die Suche nach der Terra sem males, dem Land ohne Übel, dem Paradies. Die brasilianischen Gäste waren sich einig, dass dies angesichts der winterlichen Temperaturen nicht Europa sein könne … dennoch hatten wir gemeinsam viel Spaß beim Bau eines indianischen Schneemanns!

Besuch Anastacio Guarani 2010Besuch Anastacio Guarani 2010

Ein Weltsozialforum in Amazonien

Das Weltsozialforum, das vom 27. Januar bis 1. Februar 2009 in Belém do Pará (Brasilien) stattfand, können wir zwar nicht als Veranstaltung der FIAN-Gruppe Berlin verbuchen, aber wir haben hier einen Bericht aus erster Hand von unserem Gruppenmitglied Kim Weidenberg.

Welt­so­zi­al­fo­rum 2009 Belém„Em breve“ – in aller Kürze – heißt in Brasilien so viel wie „Setz dich, nimm dir Zeit“, denn nun folgt eine lange und ausführliche Rede. Ähnlich dem syrischen “Unter uns gesagt“, was die Einleitung einer möglichst lang anhaltenden Verbreitung von Gerüchten und Geschichten bedeutet, lieben es viele BrasilianerInnen, ihre Meinung zu fast allen Themen kundzutun, zu begründen und mit vielen Gesten und Beispielen zu untermalen.

Diese brasilianische Eigenheit war sicher nur eine der Herausforderungen auf dem WSF für viele NordamerikanerInnen und EuropäerInnen, die aus dem Winter nach Belém bei 35 Grad und 70 Prozent Luftfeuchtigkeit kamen.

Im Verlaufe des Forums wurden sowohl bei den meisten EuropäerInnen als auch in der internationalen Presse die Stimmen und Beschwerden über das „chaotische und anarchische“ Weltsozialforum immer lauter. Alle hatten mit verschobenen, verlegten oder nicht stattfindenden Veranstaltungen zu kämpfen. Es herrschte in einigen Räumen der beiden Universitäten ein Sauna-ähnliches Klima, in den klimatisierten Räumen konnte jedoch mit Temperaturstürzen bis zu 20° gerechnet werden. Das führte innerhalb weniger Tage zu einer erheblichen Dezimierung sowohl der TeilnehmerInnenzahl als auch der VeranstalterInnenzahl, die dann mit Grippe im Bett lagen.

Schon allein die Hin- und vor allem die Rückfahrt zu den beiden Orten war jeden Tag aufs Neue ein Kampf mit dem Ungewissen und eine Herausforderung an die schon arg strapazierte Gleichmut. Natürlich hat sich die Stadt Belém und ihre Verwaltung Gedanken über die zusätzlichen 100.000 BesucherInnen gemacht. Belém hat im Alltag ca. 1000 Busse täglich im Einsatz. Ab dem ersten Tag des Forum gab es dann 1000 Busse, nur halt dreimal so voll. Die eine Straße, die zu den Universitäten führt, stand ab 6:30 morgens bis 21:00 abends im Stau, so dass auch die zahlreichen Taxis nicht schneller waren. Taxis ließen freilich mehr Platz für die Mitfahrenden und auch der Ort der Ankunft war einfacher zu bestimmen. Das war in den Bussen bei weitem nicht garantiert, trotz der vielen HelferInnen an der Bushaltestelle. Diese führten eigentlich nur zu einer weiteren Verwirrung, da die Auskünfte doch recht unterschiedlich waren. Mir passierte es, dass ich gebeten wurde, an der einen Haltestelle eine halbe Stunde auf einen Bus in die Richtung meines Orientierungspunktes Shopping-Center Iguatemi wartete. Als der Bus dann kam, war der Busfahrer aber ganz anderer Meinung und so fuhr er ohne mich. Nach einer weiteren halben Stunde fuhr ich dann selbstständig mit dem Bus, wo Iguatemi draufstand. Ich konnte das Haus dann auch über 40 Minuten lang immer wieder von Ferne sehen, während die Kreise, die der Bus zog, anstatt enger immer weiter wurden. Gerade als ich in einer mir völlig unbekannten Gegend aussteigen wollte, sagte der Fahrer, dass es nun nur noch 15 Minuten dauern würde. Was dann auch stimmte und so kam ich mit nur 2-stündiger Verspätung an, was eigentlich gar nicht schlecht ist. Diese und andere Kleinigkeiten wie tropische Regengüsse haben sicher einige BesucherInnen überfordert.

Doch ist die Frage, ob das die Enttäuschung und Polemik, mit dem dieses erste in Amazonien stattfindende Forum bedacht wurden, rechtfertigt. Einige sprechen nun dem Forum sogar seine Existenzberechtigung ab. Die Enttäuschung über eine mangelnde inhaltliche Auseinandersetzung mit globalen Themen entspringt meiner Meinung nach eher einer gekränkten Eitelkeit der EuropäerInnen und NordamerikanerInnen, die dieses Mal nicht im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen. Denn wenn viele indigene Gemeinden und afrobrasilianische Gruppen sich zusammengetan haben und bis zu 5 Tagen mit dem Bus unterwegs waren, um aus Acre und Rondônia nach Belém zu kommen, wenn diese Menschen an Diskussionen bei unerträglicher Hitze über 3 Stunden lang immer noch aktiv teilnehmen, dann haben zumindest sie doch anscheinend gute Gründe und eine sehr hohe Motivation.

Dieses Weltsozialforum war bestimmt von den Menschen aus dem Amazonas und ihren UnterstützerInnen. Theoretische Diskurse waren schwer zu finden. Die Zelte, in denen die 2005 in Anapú ermordete Missionarin Dorothy Mae Stang besungen wurde, waren immer voll. In jedem freien Raum fanden Treffen statt, in denen verschiedene Gruppen sich versammelten, Strategien überlegten und ihre Netzwerke vertieften. Die Themen waren zu großen Teilen regional verankert. Veranstaltungen zu Sojaplantagen in Santarém und dem illegalen Hafen von Cargill platzten aus allen Nähten. Die Veranstaltungen zu den Staudämmen von Belo Monte und anderen Großprojekten gerieten mehr zu Demonstrationen von Wut und Ärger über den Umgang mit ihrem Land. Neue Informationen gab es wenige, die geballte Wut war jedoch überall spürbar – über die internationalen Firmen, über den brasilianischen Staat, der nie da ist, wo er gebraucht wird, über die weltweite neoliberale Entwikklung, die die Ressourcen im Amazonas als die ihrigen ansieht. Die BewohnerInnen des Amazonasgebietes und darüber hinaus wollen Verantwortung für ihr Land, für ihren Wald übernehmen – wenn man sie nur lassen würde. So kam es auch, dass die Veranstaltung von Naomi Klein und Noam Chomsky zwar im Programm angekündigt war, aber dann unauffindbar. Waren diese Sterne der Globalisierungsbewegung tatsächlich da? Es schien nicht wirklich wichtig. Hingegen war die Veranstaltung von Leonardo Boff und der Ex-Umweltministerin Marina Silva bis über den letzten Platz hinaus besetzt und als der Regen begann, standen außerhalb des Zeltes unter jedem Regenschirm drei Menschen eng gedrängt. Die Aussagen der beiden brasilianischen Berühmtheiten waren nicht neu, unsere Erde muss geschützt werden, die akute Krise ist eine Chance zum Wandel. Es war nicht wichtig, was gesagt wurde, es war wichtig, wer es sagte. Unterstützung und Anerkennung des Kampfes der Menschen aus Pará, Amazonas, Tocantins, Acre und den anderen Staaten war viel wichtiger, das wurde mit minutenlangem Applaus honoriert.

Dieses Weltsozialforum war vielleicht von außen betrachtet chaotisch und anarchisch, doch die jetzt schon gut organisierten Bewegungen des Amazonasgebietes haben meines Erachtens in Belém noch einen Schritt vorwärts gemacht. Die steigende Präsenz von „Gegenveranstaltungen“ u.a. von Gewerkschaften wie CUT, die stark kritisierte Projekte wie Belo Monte und Itaipú beim WSF verteidigt haben, deutet auf eine steigende Vorsicht und Beobachtung der sozialen Bewegungen in Amazonien hin. Die zunehmende Kriminalisierung von Bewegungen, welche oft Thema in den Veranstaltungen war, passt gut in diese Entwicklung. Die Aufmerksamkeit in Brasilien und auch weltweit hat den sozialen Bewegungen in dieser Woche neuen Auftrieb und Motivation gegeben. Die Zahl der brasilianischen BesucherInnen machte deutlich, dass es einen großen Bedarf an Vernetzung und Unterstützung gibt. Das sollten die europäischen Organisationen anerkennen und unterstützen. Denn wer letztendlich sein oder ihr Land rettet oder verliert, sind die BewohnerInnen des Amazonasgebietes. Mehr Bescheidenheit und Weitsicht würde – unter uns gesagt – den nordischen BesucherInnen ganz gut tun.

Kritischer Besuch bei der Konrad-Adenauer-Stiftung

Am 24./25. April 2008 veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit der Deutsch-Brasilianischen Gesellschaft ein Symposium zum Thema „Kriminalität und Gewalt als Herausforderungen für die Demokratie in Brasilien“. Erster eingeladener Redner aus Brasilien war eben jener Paulo Sette Câmara, der als Staatssekretär für Öffentliche Sicherheit in Pará für das Massaker von Eldorado dos Carajás verantwortlich gewesen war, an das wir mit den Aktionen zum Tag der Landlosen exakt eine Woche vorher erinnert hatten.

FIAN unterstützte mit einer Pressemitteilung die an die Konrad-Adenauer-Stiftung gerichtete Protestnote von Bischof Dom Xavier Gilles, Präsident der brasilianischen Landpastorale (Comissão Pastoral da Terra CPT). Die Berliner FIAN-Gruppe war mit 2 Mitgliedern vor Ort, nahm an der Veranstaltung teil und verteilte die Pressemitteilung vor dem Eingang zum Tagungshotel. Sie wurde von vielen Teilnehmern mit Interesse entgegengenommen, einige unterstützten uns explizit.

Durch eine Pressemitteilung des FDCL (Forschungs- und Dokumentatioszentrum Lateinamerika), der KoBra (Koordination der Brasilien-Solidaritätsgruppen) und den Amigos do MST (Freunde der Landlosenbewegung), die einige Tage vorher rauskam, war das Thema einigen schon bekannt und hatte auch Rückhall in der Presse gefunden (mehr dazu unter http://fdcl-berlin.de/index.php?id=1400). Man merkte denn auch während der Veranstaltung, dass die Konrad-Adenauer-Stiftung das Thema zwar nie explizit ansprach, sich aber ständig verteidigte: Man wolle ja keinen historischen Blick zurück werfen, sondern in die Zukunft blicken – die Überlebenden des Massakers haben aber heute noch mit den Erinnerungen zu kämpfen, die versprochene staatliche Unterstützung finanzieller Art ist ausgeblieben und es gibt Familien, die durch das Massaker ihren Ernährer verloren haben. Angesichts der schwierigen sozialen und politischen Lage in Brasilien sei es wichtig, mit den Vertretern der relevanten Institutionen in Brasilien in Dialog zu treten und die Polizeiarbeit zu verbessern.

Das ist von uns ja auch nie kritisiert worden, aber ein offener Dialog muss auch den Finger in die bestehenden Wunden legen. Zur Stärkung der Demokratie in Brasilien braucht es vor allem eine Ende der Gewalt und der Kriminalisierung gegen die sozialen Bewegungen und Menschenrechtsverteidiger, sowie die Überwindung der herrschenden Straflosigkeit.

Sette Câmara selbst zeigte immerhin, dass es ihm peinlich war, durch Fragen von uns und einer Journalistin auf seine Verantwortung für das Massaker angesprochen zu werden. In seinem Vortrag behielt er jedoch eine sehr kritische Haltung zu den sozialen Bewegungen, die zwar berechtigte Forderungen verträten, aber den Bogen seiner Meinung nach oft überspannten und die öffentliche Ordnung störten. Kein Wort davon, dass das Erregen öffentlicher Aufmerksamkeit in den Medien das einzige „Macht“mittel ist, dass die sozialen Bewegungen in Brasilien im Kampf gegen eine kleine Machtelite haben, die ihre Interessen leider immer noch sehr effektiv durchsetzen kann.

Laut Sette Câmara hat die Polizei aus dem Massaker von Eldorado dos Carajás gelernt – das wäre ja zumindest ein kleiner Lichtblick für die Zukunft. Um den Zugang zu Land und angemessener Ernährung für die Landlosen und Kleinbauern in Brasilien sicherzustellen, bräuchte es aber neben dem Verzicht auf Polizeigewalt noch eine aktivere Rolle des brasilianischen Staates bei der Durchsetzung der Agrarreform.

Tag der Landlosen 2008

Am 17. April 1996 wurden in Brasilien 19 Landarbeiter nahe der Stadt Eldorado dos Carajás im Bundesstaat Pará von Polizisten erschossen, 81 Personen wurden verletzt. Die Personen waren TeilnehmerInnen des „Marsches für eine Agrarreform“, der am 10. April von 1.500 Familien landloser ArbeiterInnen ins Leben gerufen wurde. Die Protestierenden blockierten dabei die Bundesstraße PA-150. Der Staatssekretär für öffentliche Sicherheit von Pará, Paulo Sette Câmara, erteilte daraufhin am 17. April 1996 an die Polizei die Anweisung, „unter Anwendung notwendiger Mittel, inklusive Schusswaffengebrauch“ die Bundesstraße PA-150 von den Demonstranten zu räumen. Seit diesem Massaker wird jährlich der 17. April als „Tag der Landlosen“ in Erinnerung an die Opfer weltweit begangen.

La Via Campesina ist eine weltweite Vereinigung von Kleinbauern und –bäuerinnen, die für ihre Rechte kämpfen. FIAN und Via Campesina haben 1999 gemeinsam die Globale Kampagne für die Agrarreform gestartet. Der Indonesier Henry Saragih, Vorsitzender von Via Campesina, ist von der britischen Tageszeitung The Guardian im Januar als eine der „50 Personen, die die Erde retten könnten“ ausgezeichnet worden.

Gleich mit zwei Veranstaltungen hat sich die Berliner FIAN-Gruppe dieses Jahr an den Aktionen zum Tag den Tag der Landlosen beteiligt. Beide Aktionen – eine Informationsveranstaltung am Abend des 16.04.06 und eine Straßenaktion am 17.04. – richteten sich in diesem Jahr gegen den agroindustriellen Anbau von Agrotreibstoffen, sogenanntem Biosprit, der häufig zu Vertreibung von Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Landlosen führt.

Gemeinsam mit Inkota, FDCL und Blue21 lud FIAN zu einem Abend mit Film und Diskussion ein. Mit über 100 BesucherInnen war das Kreuzberger L.U.X. an diesem Abend gut gefüllt. Der Film „Fette Beute – Indonesiens Palmöl-Wüste“ zeigt die Auswirkungen von Palmölanbau auf Kleinbauern und -bäuerinnen, Landlose und Indigene. Diese Gruppen sind von Verdrängung durch die Palmölplantagen bedroht. Ohne Land als Lebensgrundlage für den Anbau ist ihr Menschenrecht, sich zu ernähren, verletzt. Zudem werden für den Palmölanbau riesige Flächen des indonesischen Regenwalds vernichtet.

Tag der Landlosen 2008

Menschenrechtliche und ökologische Probleme ergeben sich aus dem Anbau von Agrotreibstoffen nicht nur in Indonesien, sondern auch in afrikanischen Staaten, wie Sandra Schuster von BLUE 21 aufzeigte. Dennoch wird Agrosprit derzeit als die ultimative Lösung gehandelt, wenn es darum geht, den Ausstoß von Kohlendioxid zu mindern. Auch die Bundesregierung und die EU halten an ihren Beimischungszielen fest – auch wenn Menschenrechts- und Umweltorganisationen seit langem darauf hinweisen, dass eine nachhaltige Produktion von Agrosprit kaum zu realisieren ist und ein Moratorium für den Import fordern. Film und Diskussionsbeiträge von Blue21, Inkota und FIAN machten deutlich, dass Biosprit keine Lösung für den Klimawandel sein kann – weder aus menschenrechtlicher noch aus ökologischer Perspektive. Im Anschluss an eine lebhafte Diskussion ließen BesucherInnen und VeranstalterInnen den Abend bei Musik von The Beez ausklingen.

Am nächsten Morgen ging es in ähnlicher Besetzung und mit regem Interesse seitens der Presse gleich weiter – diesmal mit einer Straßenaktion an einer Kreuzberger Tankstelle. In strömendem Regen tanzten die Puppen gegen Agrosprit, angefeuert durch die Samba-Klänge der Rythms of Resistance. AutofahrerInnen wurden mit frischem Biobrot bedacht – unter der Devise „Getreide auf den Tisch statt in den Tank“. Vom Dach eines benachbarten Hauses ließen Kletterer ein Banner herunter, das unübersehbar machte, was ohnehin offensichtlich ist: Biosprit macht Hunger!

Ein kurzer Demonstrationszug durch Kreuzberg führte zum Heinrichplatz, wo unter Pavillons Musik und VoKü von Food for Action für Wärme sorgten. Trotz strömendem Regen freuten sich noch ca. 30 Menschen an Essen, Informationen und einem Dach über dem Kopf.

Eine Publikation von FIAN International zum Thema Agrosprit in Lateinamerika findet sich hier (auf Spanisch)