Alleine im Bundesstaat Piauí sind 11.000 Bauern von Zwangsvertreibung betroffen. Vier Millionen Hektar Land wurden privatisiert und von internationalen Unternehmen in Beschlag genommen. Durch ausländische Pensionsfonds – darunter das US-amerikanische Schwergewicht TIAA – sind Hunderte Millionen Dollar in der Region investiert worden. Das Ackerland selbst wird über brasilianische Zwischenhändler erworben. Interne Dokumente zeigen, dass sich die Weltbank des Umfangs der Landnahme und ihrer Auswirkungen in der Region bewusst ist. Mehrere Gemeinden aus dem Süden des Bundesstaats reichten im Dezember 2019 eine Beschwerde bei der Weltbank ein und forderten einen Kurswechsel, damit Landraub und die Zerstörung der Öko-Systeme gestoppt werden. In einem Antwortbrief wies das Management der Weltbank jegliche Verantwortung zurück, da die Vorfälle außerhalb der Einflussmöglichkeiten der Bank lägen. Nach einer Recherche vor Ort durch den bankinternen Untersuchungsausschuss pflichtete dieser der Darstellung bei und bestritt die Notwendigkeit einer tiefergehenden Untersuchung. „Die Weltbank und ihr Untersuchungsausschuss behaupten, dass die Projektfinanzierung nicht dazu benutzt wurde, Landraub zu legalisieren oder Landtitel an Großgrundbesitzer auszustellen. Jedoch existieren klare Verbindungen zwischen diesem Projekt und der derzeitigen Landraubdynamik sowie der Zerstörung des Ökosystems im Bundesstaat Piauí“, so Philip Seufert von FIAN International berichtet. Obwohl brasilianische Gesetze das Recht auf Land traditioneller Gemeinschaften ausdrücklich anerkennt, wird dieses Recht nicht effektiv geschützt. Das kürzlich verabschiedete Landrecht von Piauí betont sogar, dass traditionelle Gemeinschaften bei der Registrierung und Vergabe von Landtiteln bevorzugt werden müssen. Aufgrund des öffentlichen Drucks betroffener Gemeinden bezog die Weltbank 2018 acht dieser Gemeinschaften in ihr Landregistrierungsprogramm mit ein. Jedoch erhielt bis heute keine den beantragten kollektiven Landtitel. „Wir erwarten, dass die Weltbank mit der Regierung von Piauí kooperiert, um die Registrierung ländlicher Gemeinden zu garantieren, besonders derer die am meisten von Vertreibungen bedroht sind. Darüber hinaus fordern wir einen Stopp der Vergabe von Landtiteln an Großgrundbesitzer und Agrarkonzerne“, fordert Felipe Bley-Folly von FIAN International. „Die Weltbank ist eine UN-Institution und somit an die Einhaltung der Menschenrechte gebunden, was auch das Recht auf Land und natürliche Ressourcen für traditioneller Gemeinschaften miteinschließt, wie sie die Erklärung der Rechte der Bauern und Landarbeiter der UN (UNDROP) festschreibt.“
Der Offene Brief: http://www.fian.org/files/files/Statement_WorldBank-InspectionPanel_Piaui_20200804_final.pdf Studie zu Investitionen deutscher Pensionskassen in der Region MATOBIPA: http://www.fian.de/aerzteversorgung