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Film-Tipp zum Thema Rohstoffabbau
von Arne Klevenhusen (FIAN-München)
Ein Bohrturm stürzt ein, Kumpels feiern die Zechenschließung – Bilder aus Deutschland, die bald nicht mehr zu sehen sein werden. Filmschnitt nach Kolumbien - riesige Kraterlandschaften, was hier endet, scheint dort erst richtig zu beginnen: extensive Förderung von Steinkohle, die unser „gutes Leben“ ermöglichen soll.
Das Dorf Tamaquito im Norden Kolumbiens hatte lange auf seine Weise auch ein „gutes Leben“. Seine Bewohnerinnen und Bewohner, dem indigenen Volk der Wayuu angehörend, halten zusammen obwohl sich der Tagebau immer näher an das Dorf heranfrisst und bereits umweltbedingte Krankheiten auslöst. Mitarbeiter der Mine Cerrejon tauchen regelmäßig auf, dazwischen immer wieder Militär, die Machtverhältnisse sind klar und müssen nicht spektakulär demonstriert werden.
Meldungen über Gewalt und Menschenrechtsverletzungen haben das Unternehmen vorsichtig gemacht (schließlich wurde 2008 dem Schweizer Mutterkonzern Glencore bereits der Negativpreis „Public Eye Swiss Award“ verliehen), man will sich „friedlich“ einigen, es wird verhandelt, Umsiedlungspläne werden gezeigt. Der Film des mehrfach preisgekrönten Münchner Regisseurs Jens Schanze ist ganz nahe an den Geschehnissen, an vielen Details, die Zuschauer bekommen sehr konkrete Vorstellungen von einem Landkonflikt.
Eines Tages ist es so weit: im Rahmen eines kleinen Festaktes unterzeichnen beide Seiten die Vereinbarungen über eine Umsiedlung. Die Cerrejon-Mitarbeiter loben die Menschen von Tamaquito für ihre Kooperationsbereitschaft und organisieren eilig den Umzug ins neue Dorf.
Danach ist alles vorbei, es interessiert niemanden mehr, dass dort viel zu wenig Wasser existiert und das ganze Ökosystem völlig ungeeignet ist. Gemauerte Häuser, Strom, Gas, kaum Wälder und Flüsse, somit auch keine Verbindung zu den Ahnen - den Wayuu wird eine Lebensweise aufgezwängt, die sie überhaupt nicht kennen und die ihnen keine Perspektive bietet.
Die Verträge und geltendes Recht sind gebrochen, die Verantwortlichen haben ihre Telefonverbindung gekappt. Die Verletzung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Menschenrechte ist mit den Händen zu greifen, aber für die Öffentlichkeit und die Medien ist der Fall wohl nur mäßig interessant, schließlich wurde niemand ermordet.
Zum Schluss macht sich Jairo Fuentes, der Sprecher der Dorfgemeinschaft, auf den Weg in die Schweiz, um die Aktionäre von Glencore aufzuklären. Seine klaren Worte werden mit einem arroganten Lächeln des Vorstandschefs quittiert, dann sitzt Fuentes wieder im Zug.
Von seiner Seite ist alles getan, jetzt müsste er international unterstützt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass der Film ein breites Publikum gewinnt und uns allen Zusammenhänge aufzeigt, die gerne im Dunkeln gehalten werden.
Die Homepage zum Film findern Sie hier , direkt zum Trailer geht es hier