Artikel zum Thema Honduras

14. Mai 2013 | Schrei nach Land“ – Ölpalmen, Landgrabbing und Repression in Honduras

Film und Vortrag mit Giorgio Trucchi (Korrespondent der Nahrungsmittelgewerkschaft REL-UITA, Nicaragua)

Bauern am Bajo Aguán

Quelle: hondurasdelegation | Copyright: Kirstin Büttner

Rund um den Globus nimmt die agroindustrielle Massenproduktion immer weiter zu. Von großen Agrarunternehmen werden auf dem Weltmarkt gefragte Produkte auf riesigen Flächen in Monokulturen produziert. Ein Beispiel für die globalisierte Produktion von agrarischen Rohstoffen ist Palmöl. Palmöl ist als „Allroundmaterial“ in jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten, vor allem in Lebensmitteln, Kosmetika und Reinigungsmitteln. Der Boom der Agrotreibstoffe führte in den letzten Jahren zur starken Ausdehnung der Produktion für Biodiesel.

In Honduras will sich der Palmölkonzern Dinant des Agroindustriellen Miguel Facusse mit allen Mitteln neue Flächen aneignen. In den letzten Jahren wurden 88 Kleinbauern, Gewerkschafts-vertreter und Rechtsanwälte ermordet, die sich für den Landbesitz der Kleinbauern am Unterlauf des Rio Aguán einsetzten. Bewaffnete Sicherheitskräfte des Konzerns Dinant waren direkt in die Gewalttaten gegen die Bauernorganisationen verwickelt. Zuletzt wurden im Februar 2013 zwei Bauernaktivisten gefoltert und ermordet. Diese Missachtung von Menschenrechten in Honduras ist eine Folge des Militärputsches von 2009, mit dem sich Großgrundbesitzer und Konzerne zu den unbeschränkten Herrschern über das Lands machen wollten.

Extreme Menschenrechtsverletzungen und die Verbreitung von Monokulturen geschehen nicht einfach so ohne Einfluss von außen. Über Kreditanträge von Agro-Konzernen wie Dinant entscheiden die Vertreter der Bundesregierung als wichtige Anteilseigner der Weltbank mit. Genauso wichtig wie die Einmischung in finanzpolitische Entscheidungsstrukturen ist die öffentliche Thematisierung solcher Menschenrechtsverletzungen.

Giorgio Trucchi lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Zentralamerika. Er ist Journalist/Korrespondent für die Nahrungsmittel-Gewerkschaft REL-UITA. In seinem Dokumentarfilm „Schrei nach Land“ zeigt er die Bedrohung, Unterdrückung und Kämpfe der Kleinbauern in der Region Bajo Aguán / Honduras und berichtet in seinem Vortrag über die Auswirkungen von Monokulturen, agroindustrieller Massenproduktion, das Engagement der Bauernorganisationen für den Erhalt ihres Landes, für Nahrungsmittelsicherheit und gegen die Vergiftung der Anbauflächen und die Kriminalisierung des Widerstandes.

Weitere Informationen:
Fact Sheet von FIAN Deutschland zum Fall Bajo Aguán

Zeit: 19:30 Uhr
Ort: Veranstaltungsraum im FDCL, Aufgang 3, 5. Stock, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin
Veranstalter: INKOTA-netzwerk e.V., FDCL e.V., CADEHO, Lateinamerika Nachrichten

Die Rundreise wird organisiert von: Nicaragua Forum Heidelberg
Die Rundreise wird unterstützt von: Stiftung Umverteilen, Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten, Aktion Selbstbesteuerung, FIAN Deutschland /FIAN International
Die Veranstaltung wird realisiert mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und des BMZ.

Honduras nach dem Staatsstreich

Berichte zu Menschenrechtssituation und Widerstandsbewegung

In den Morgenstunden des 28. Juni stürmte das Militär in Honduras die Residenz des Präsidenten und verschleppte Manuel Zelaya. Wenig später wurde der Staatschef nach Costa Rica deportiert. Seither wird das Land von einem selbst ernannten und international nicht anerkannten De-facto-Regime beherrscht, finanziert durch die unternehmerische Oberschicht und gestützt durch das Militär.

Während soziale Organisationen ständige Proteste aufrechterhalten, gehen Militär und Polizei mit Repression und Einschüchterung gegen Demonstrationen und kritische Presse vor. Die Verteidiger der Demokratie haben sich inzwischen in einem breiten Bündnis zusammengeschlossen, die „Frente Nacional contra el Golpe de Estado“.

Über die aktuelle Lage und die Ziele der Demokratiebewegung berichteten bei einer Veranstaltung im Haus der Demokratie und Menschenrechte am 21. September 2009 drei VertreterInnen aus Honduras: Reina Rivera vom Menschenrechtszentrum CIPRODEH und Gilda Rivera vom Frauenrechtszentrum CDM sowie Víctor Romero, Mitglied des Netzwerkes von Basisorganisationen des Landkreises Las Lajas bei Comayagua.

Martin Wolpold-Bosien, Zentralamerika-Experte von FIAN und Präsident der Kopenhagen-Initiative für Zentralamerika beleuchtete das Geschehen aus europäischer Sicht. Die Diskussion moderierte Ferdinand Muggenthaler von amnesty international Deutschland.

Die Veranstaltung wurde von einem breiten Bündnis sozialer Gruppen und Nichtregierungsorganisationen organisiert und unterstützt:

amnesty international, AG Lateinamerika von Attac Deutschland, AWO International, Brot für die Welt, Christliche Initiative Romero, CIFCA, FIAN International, Heinrich- Böll Stiftung, INKOTA-Netzwerk, Internetportal amerika21.de, Medico international, Rosa-Luxemburg-Stiftung